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„Schutz und Rettung“
Foto: Gerhard F. Ludwig

Theater an den Schnittstellen

01. Dezember 2009

Das Produktionszentrum FFT in Düsseldorf feiert Geburtstag - Theater in NRW 12/09

Von Hans-Christoph Zimmermann Gefeiert wird eigentlich schon seit Juni. Damals lud das Forum Freies Theater (FFT) in Düsseldorf unter dem Titel „Wir sehen uns morgen wieder“ zum Nachspielen des Fernsehprogramms vom Juni 1954, und alle guten Freunde kamen: Ingo Thoben, Hofmann&Lindholm, andcompany&Co. oder unitedOFFproductions. So viel Überraschungsei war nie. Zehn Jahre FFT – das zeigt zunächst, dass NRW die Ent-wicklung von Produktionszentren der freien Szene verschlafen hat, die zum Beispiel in Hamburg mit der Kampnagelfabrik bereits in den 1980ern gelang. In Düsseldorf zwang deshalb Niels Ewerbeck als erster Leiter das FFT seit 1999 zum Nachsitzen in Sachen Koproduktionsnetzwerk oder Ästhetik der freien Szene. Das gelang, auch wenn zunächst Kabarettprogramme als Gehhilfen dienten. Unter Nachfolgerin Kathrin Tiedemann wurde der Kurs deutlich politischer. „Theater muss sich für den Diskurs interessieren, wie sich Öffentlichkeit und wie sich die Spielregeln der Politik verändern“, sagt die FFT-Leiterin im Gespräch.

Bis heute sucht das Haus immer wieder die Schnittstellen zwischen Theater, Gesellschaft und Politik auf, lotet Protestformen auf ihre Bühnentauglichkeit aus und vermittelt zwischen Diskurs und Theater. So wird die Gruppe unitedOFFproductions mit „Offenbarung 2.0“ demnächst den zweiten Teil ihrer Reihe „Megastadt-Großstadt- Tote Stadt“ zeigen, die sich mit Lebensentwürfen von Menschen zwischen Arbeitslosigkeit, Selbstbestimmung und sozialen Sicherungssystemen beschäftigt. Das FFT gilt aber auch als Trüffelschwein der freien Szene, das sich der Förderung und Vorstellung junger Gruppen widmet wie beim alljährlichen „Freischwimmer“-Festival im kommenden Januar. „Diese Art von Aufbauarbeit, das ist unsere Stärke“, so Kathrin Tiedemann. Dass das auch im Lokalen gilt, zeigt die Entdeckung der Performerin Gudrun Lange oder die aktuelle Zusammenarbeit mit Regisseur Ingo Thoben und Düsseldorfer Jugendlichen.

Das Hineinwirken in die Stadt hat allerdings seine Grenzen. Kathrin Tiedemann spricht von etwa 20.000 „Kernbe-suchern“ pro Jahr, was bei zwei Spielstätten bescheiden klingt und dies in einer Stadt mit einer renommierten Kunstakademie und einer reichen Museumslandschaft. Ein weiteres Problem liegt in der schlechten Infrastruktur des FFT mit den getrennt liegenden Spielstätten „Kammerspiele“ und „Juta“, die weder in der Größe (220 bzw. 120 Plätze) noch in der Anlage als Guckkastenbühnen die gewinnbringende Präsentation größerer Produktionen oder Gastspiele erlauben. Zudem wildert das Düsseldorfer Schauspielhaus mit seinem multifunktionalen Produktionszentrum „Central“ im Revier des FFT, wenn es Gruppen wie „Monster Truck“ zeigt oder als Spielort des „Impulse“- Festivals fungiert. Kathrin Tiedemann, deren Vertrag Ende dieser Spielzeit ausläuft, will sich davon allerdings nicht entmutigen lassen. Und ihre Pläne für die weitere Profilierung des FFT als Produktionsstandort sowie Projekte an der Schnittstelle zwischen Musik und Per-formance klingen fast schon wie ein Zukunftsprogramm.

Ingo Thoben: „Unter der Haut“ I 13.-19.12. unitedOFFproductions: „Offenbarung 2.0“ I 14./16.1. Festival „Freischwimmer“ I 19.-24.1. Infos: www.forum-freies-theater.de

Hans-Christoph Zimmermann

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