Sie lehrt in Zürich und München, kuratiert Musikprogramme und komponiert natürlich selbst: Die Musikerin Isabel Mundry arbeitet eigentlich immer, auch wenn sie früh aufsteht, kommt ein Buch auf den Tisch. Seit Jahrzehnten fasziniert sie mit ihren Werken Interpreten wie Publikum. Zu ihren Roots zählt der Großvater Walter Blankenburg, ein Meilenstein in der Bachforschung mit theologischem Unterbau. Das sichert die Anbindung an eine Tradition, die natürlich von Mundry stetig hinterfragt und neu erfunden wird.
In Berlin hat sie studiert, aber auch bei dem Guru der Neuen Musik Hans Zender, der als dirigierender Komponist zahllose Uraufführungen seines Kollegiums realisiert hat und für die junge Komponistin eine Art Mentor darstellte. Mundry schaute auch beim IRCAM vorbei, der Pariser Schmiede der elektronischen Musik im Herzen der Kunst im Centre Pompidou, ewig verbunden mit Namen wie Boulez oder Stockhausen. Seit dieser Zeit lehrt sie als Dozentin und Professorin und wirkt als zeitgenössische Komponistin. Letzeres verläuft sensationell erfolgreich, das bestätigt ihre Omnipräsenz auf allen wichtigen Festivals weltweit sowie die permanente Anfrage bedeutender Ensembles und Solisten. Auf der Expo 2000 in Hannover war sie mit einem Werk vertreten, 2005 führte die Deutsche Oper Berlin ein Musiktheaterstück aus ihrer Feder auf.
Themen ihrer Werkschau heißen „Musik und Zeit“, „Musik und Raum“ oder „Musik und Wahrnehmung“, stets neu gewichtet und in andere Zusammenhänge gestellt, auch interdisziplinäre. Dabei entrückt die Komponistin, die auch Musikwissenschaft sowie Kunstgeschichte und Philosophie studiert hat, gern in philosophische Grundsituationen – mit wechselhaftem Neuanfang. Aktuell liegt ein solcher Einschnitt noch nicht lange zurück, wie Mundry selbst diagnostiziert. Ihre veränderte Umweltwahrnehmung warf sie auf das „künstlerische Forschen“ zurück, eine Fragestellung von Grund auf: „Wie funktioniert für mich das Schreiben?“ Musik, die sich auch als „hörend“ versteht, nicht nur als setzend. Interesse nicht nur am Ausdruck, sondern am Abdruck der eigenen Musik, darüber berichtet vielleicht die Uraufführung des Violin-Solo-Auftragswerk des Ensembles Musikfabrik, die im Funkhaus des WDR neben Werken von Smolka und Saunders aufgeführt wird – ganz am Puls der Zeit.
Musikfabrik im WDR 81 – Variations & Quotes | 28.5. 20 Uhr | WDR Funkhaus | 0221 719 47 19 40
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24
Aus Alt mach Alt
Tage Alter Musik in Herne 2024 – Klassik an der Ruhr 11/24
Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24
Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24
Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24
Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24
Exotische Musik
„Sounds of Nature“ und „Diálogos de amor“ beim Niederrhein Musikfestival 2024 – Klassik am Rhein 08/24
Akademische Bürgernähe
Michael Ostrzyga dirigiert „Elias“ in Bergheim und Köln – Klassik am Rhein 07/24
Pop-Hit trifft düstere Rarität
Semesterkonzert an der RUB – Klassik an der Ruhr 07/24
Bruckners „verfluchte“ Neunte
„Von Herzen – Letzte Werke“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 06/24
Mit Hochdruck bei der Arbeit
Die Orgelfeierstunden im Kölner Dom – Klassik am Rhein 06/24
Träume aus alten Zeiten
Zamus: Early Music Festival 2024 in Köln – Klassik am Rhein 05/24
Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24