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EXPO XXI
Foto: Schauspiel Köln

Wer rastet, der rostet

27. September 2012

Das Schauspiel Köln zieht in einem Jahr gleich zweimal um – Theater in NRW 10/12

Wer sein Heim von Grund auf renoviert, muss schon mal komplett ausziehen. Das Kölner Schauspiel hat zum Ende der vergangenen Spielzeit sein Stammhaus am Offenbachplatz verlassen. Für das letzte Jahr der Intendanz von Karin Beier wird nun in der EXPO-Halle XXI gespielt. Das frühere Paketzentrum der Post mit rund 7000 Quadratmetern wurde bisher vor allem für Messeevents, Kongresse und Seminare genutzt, jetzt beherbergt es zwei Spielstätten für jeweils 430 und 200 Zuschauer. 1,5 Millionen Euro hat die Einrichtung mit Tribünen und einer tragfähigen Decke für die Scheinwerfer gekostet. Gleichzeitig bespielt werden können die beiden Bühnen allerdings nicht, die Trennwände sind nicht schalldicht. Wenn Puppenspielerin Suse Wächter am 14. Oktober mit „Aller Tage Abend“ die EXPO XXI einweiht, kann Regisseurin Karin Henkel nicht gleichzeitig eine Abendprobe zu Hauptmanns „Die Ratten“ abhalten, die am 20. Oktober herauskommen.

Den Raum hatte Karin Beier vor zwei Jahren selbst aufgespürt. Ins Rechtsrheinische wie die Oper wollte sie nicht, Innenstadtlage sollte es sein und eine gute technische Ausstattung bieten. Beides erfüllt die EXPO XXI. Über den Mietpreis schweigen sich alle Beteiligten aus, der geschäftsführende Direktor der Bühnen Patrick Wasserbauer sagt nur: „Die EXPO XXI ist sehr teuer.“ Macht nichts, denn nach einem Jahr ist sowieso wieder Schluss. Der Mietvertrag läuft nur bis zum Ende der Spielzeit 2012/13, dann heißt es wieder: umziehen. Mit Beginn der Intendanz von Stefan Bachmann schlägt das Schauspiel Köln dann seine Zelte im Rechtsrheinischen auf, auf der Schäl Sick, wie der Kölner sagt. Inwieweit diese Rochaden sinnvoll und dem Besucher zu vermitteln sind, bleibt dahingestellt. Der Preis spielt die Hauptrolle, bestätigt Patrick Wasserbauer: „Die Anmietung des Depots im Carlswerk ist preiswerter“.

Das Depot beherbergte seit 1874 das Kabelwerk des Kölner Unternehmens Felten & Guilleaume, das 1904 das erste transatlantische Telefonkabel oder 1966 Seile für die damals längste Schwebebahn der Welt in Bozen produziert hat. 2007 hat ein Investor das gesamte Areal übernommen und es in Gewerbeflächen aufgeteilt. Das Schauspiel wird das Depot beziehen, einen mehrstöckigen Gebäudetrakt mit ca. 6600 Quadratmetern Grundfläche, in dem zwei parallel zu bespielende Bühnen für ca. 600 und 200 Zuschauer eingerichtet werden. Die Platzkapazität ist mutig kalkuliert für ein Interim. „Wir sehen darin den Reiz, Theater in einem anderen Rahmen zu erleben“, sagt Bachmanns Sprecher Daniel Veldhoen. Man wolle an die guten Besucherzahlen von Karin Beier anknüpfen – an die im Schauspielhaus, wohlgemerkt. Veldhoen verhehlt allerdings nicht, dass sich das auch im Spielplan niederschlagen werde. Zum Beginn der Spielzeit 2015/16 soll dann das sanierte Schauspielhaus wiedereröffnet werden. Dann läuft auch der Mietvertrag für das Depot aus. Allerdings habe man sich „mehrere kleine Optionen für eine Verlängerung“ ausbedungen, so Patrick Wasserbauer von den Bühnen. Städtische Bauten werden bekanntlich selten zu den vereinbarten Terminen fertig.

Hans-Christoph Zimmermann

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