Sehr zeitgemäß fällt dem zamus: early music festival in seiner 13. Ausgabe angesichts der kriegerischen Umtriebe und der damit zaudernden Weltwirtschaft bzw. der persönlichen Unzufriedenheit der Normalmenschen das Allheilmittel der Jahrtausende ein: „Spiele“ heißt mangels erschwinglichen Brots das Motto dieses dezentral über 13 Spielorte verteilten renommierten Festivals des Zentrums für Alte Musik in Köln.
Auch die Zeiten für die Ensembles der Alten Musik wirkten schon mal unbelasteter. Was die genießende Kunstgemeinde meist gar nicht bemerkt: Allein die Energie-Krise trifft diese meist freischaffenden Spezial-Orchester. Viele der ausgesucht atmosphärischen Spielorte in historischen Gemäuern werden aus Spargründen nicht mehr beheizt oder sind sogar geschlossen. Das kann in Köln dank dieser in Deutschland einzigartigen Kulturinstitution ZAMUS natürlich nicht passieren: Von Ehrenfeld bis Deutz, also bis auf die andere Rheinseite reicht der Arm der Musik, ganz Köln gerät in Festivalstimmung.
Allein das Wort „Spiel“ lädt das Festival spannungsvoll auf. Von großer Spielfreude beim Spiel alter Instrumente reicht der Atem bis zum Spiel mit dem Feuer, alles spielt eine Rolle, das unterhaltsame Gesellschaftsspiel wie das hitzige Spiel im Laufwerk einer Maschine. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und mannigfach haben die zahlreichen familiär eingebundenen Musikgruppen selbst das vielfarbige Thema reflektiert.
Das dient nicht nur den aufführungspraktischen Erkenntnissen historischer Musiken, sondern pflegt wie gewohnt alle möglichen Spielarten der Künste wie Schauspiel, Tanz, Film, Zeitgenössisches und Elektronik. Thematisiert werden ein ritterliches Festbankett wie in „Game of Thrones“, das Duo F/F „spielt“ eine Partie Schach, zu „Heimspielen“ lockt das katalanische Duo Lo Desconcert, beim „Spiel um die Macht“ führen Klänge und Texte zurück bis zum 30-jährigen Krieg, und auch die „Blinde Kuh“ erfreute bereits im 16. Jahrhundert das höfische Leben. Stars der Szene wie Midori Seiler setzen Streicherkunst von Telemann gegen ganz neue, speziell ihr gewidmete zeitgenössische Töne. Seiler betreut auch eine Festival-Eigenproduktion mit dem Titel „Game“, ein Experiment zwischen Alter Musik und modernem Tanz – insgesamt knapp zwanzig Veranstaltungen locken zu spielerischen Erkundungen rund um Spiele.
zamus: early music festival | 14.5. - 25.5. | div. Orte in Köln | 0221 98 74 38 21
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