Donnerstag, 2. Juli: Während der Kölner Kino Nächte, jedes Jahr zu Beginn des Monats Juli, hat es schon seit längerem Tradition, dass auch die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) mit einem eigenen Programm teilnimmt. Im großen Jubiläumsjahr der Schule, die 2015 auf eine bereits 25jährige Geschichte zurückblicken kann, fand diese Veranstaltung bereits am Eröffnungsabend der Kölner Kino Nächte statt. In sechs recht unterschiedlichen Kurzfilmen ließ man einen Großteil dieser 25 Jahre Revue passieren, indem man Filme aus den Jahren 1998 bis 2014 präsentierte, die eine weit gesteckte Palette zwischen Kurzspielfilm, Dokumentarminiatur und experimenteller Dokumentation bis hin zum Essayfilm abdeckten. KHM-Pressereferentin Ute Dilger hatte dennoch eine thematische Klammer gefunden, indem sie für die Präsentation lediglich Filme auswählte, die in Schwarz-Weiß gedreht worden waren – ein zunächst anachronistisch anmutendes Stilmittel, das in fast allen gezeigten Beispielen allerdings einen ästhetischen Zugewinn bedeutete und deswegen durchaus gerechtfertigt scheint.
Dilger selbst konnte aus terminlichen Gründen bei der Präsentation in der Aula der KHM nicht anwesend sein, weshalb ihre Kollegin Heike Ander die Moderation des Abends übernahm, der trotz tropisch-sommerlicher Außentemperaturen bei freiem Eintritt einige interessierte Gäste angezogen hatte. Ander rekapitulierte, dass seit der Eröffnung der KHM im Jahr 1990 hier rund eintausend studentische Filme entstanden seien. „Das Stilmittel Schwarz-Weiß bedeutet immer eine ganz besondere Ästhetik“, so die Ausstellungsreferentin, die es sich nicht nehmen ließ, in ihrer Ansprache zusätzlich noch einmal auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass Filme, egal welcher Erzählrichtung oder visuellen Gestaltung angehörig, nur ein Teil dessen seien, was an der KHM entstünde. Davon könne man sich Mitte Juli (vom 16. bis 19.7.) im Rahmen der Aktion „KHM-Rundgang“ ein etwas präziseres Bild machen, weil hier sämtliche Ateliers der Hochschule geöffnet seien und das Publikum auch mit Performances und Ausstellungen über das breit gefächerte Angebot für die Studierenden informiert werden könnte. Die im Anschluss an die Einführung projizierten Filme reichten von Julia Daschners „Lormen“, der die Kommunikationsmöglichkeiten eines taubblinden Ehepaares auf beeindruckende Weise verdeutlicht, über den 2001 entstandenen Foto-Erzählfilm „Fremdkörper“ von Katja Pratschke bis hin zu Jan Krügers („Auf der Suche“) Frühwerk „Verführung von Engeln“ aus dem Jahr 1998, der zur Musik von Udo Lindenberg eine wortlose Geschichte über Verführung, Sehnsucht und Abscheu visualisiert.
Den neuesten Film der Programmauswahl markierte die 2014 entstandene Dokumentarminiatur „Bielenberg“ von Miriam Gossing und Mehmet Akif Büyükatalay. Die beiden jungen Filmemacher, die derzeit an ihrem Diplomabschlussfilm an der KHM arbeiten, schildern darin den Lebensalltag auf einem Biobauernhof. Gossing kennt den Hof der Bielenbergs seit ihrer Kindheit, weil sie ebenfalls in Much im Rhein-Sieg-Kreis aufgewachsen ist. So war das Thema für den Film schnell gefunden. „Besonders wichtig war mir die Schilderung des Verhältnisses zwischen Vater und Sohn, ihre wortlose Zusammenarbeit und das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne, das in ihrer Beziehung deutlich wird“, erläuterte Gossing nach der Präsentation im Interview. Kameramann Christian Kochmann, der sein KHM-Diplom bereits in der Tasche hat, ergänzt: „Genauso interessant finde ich die Wechselbeziehung zwischen Tieren und Landwirten, und der Kreislauf, der auf diesem Bauernhof entstanden ist.“ Für Kochmann war von Anfang an klar, dass „Bielenberg“ auf 16mm in Schwarz-Weiß gedreht werden sollte, weil dieses seit 30 Jahren nicht mehr weiterentwickelte Material in seiner Grobheit eine Zeitlosigkeit ausstrahle, die dem Thema ebenfalls zugute komme.
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