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Szene aus „Brilliant Corners“
Foto: Emanuel Gat

Abstraktes Leuchten

12. September 2011

Das Tanzstück „Brilliant Corners“ von Emanuel Gat Dance in Essen – Tanz in NRW 09/11

Wie sehr die Choreografie eines Tanzstückes vom Wechselverhältnis Tanz und Musik lebt, lässt sich an „Brilliant Corners“, dem neuen Tanzstück des israelischen Choreografen Emanuel Gat, großartig nachvollziehen. Das Stück ist ein Beitrag von PACT Zollverein in Essen zur Ruhrtriennale 2011.

Namensgebend für das Tanzstück von Gat ist das gleichnamige Album der Jazz-Größe Thelonious Monk, das ihn zur Choreografie inspirierte und doch mit keinem Ton darin auftaucht. Die Musik zum Stück, mehr eine Klangcollage, hat Gat selbst komponiert. Zwei Jahre hat er daran gearbeitet. Dabei habe er die Choreografie für „Brilliant Corners“ gewissermaßen entdeckt, nicht etwa erfunden oder entwickelt. Wenn wie in diesem Stück die Choreografie, die Musik und auch die Lichtgestaltung aus einer Hand stammen, darf man getrost von einem Gesamtkunstwerk sprechen. Der Gesamteindruck aus allen diesen Einzelelementen bis hin zur nackten Bühne, der Alltagskleidung der Tänzer, der Melange von klassischer Bewegungsbasis und neuartiger Bewegungsformen ist es auch, der das Stück schon während der Aufführung so stark wirken und auch nachwirken lässt.

„Brilliant Corners“ ist ein abstraktes Tanzstück, auch wenn der Choreograf das nicht gern hört, wie er einmal sagte. Doch wie anders soll man ein Tanzstück nennen, das kein Thema und keinen nacherzählbaren Inhalt hat, das gewissermaßen allein aus Bewegung besteht? Selbst der Titel des Stücks lässt keine verlässlich nachvollziehbare Konnotation zu. In einem fast bühnengroßen Lichtkarree agieren die Tänzer als Gruppe oder in zahlreichen Kleinformationen. Wenn sie sich zum Trio oder Duo finden, zu viert oder fünft formieren, stehen die anderen in einer Linie am Rande des Karrees. So ordentlich aufgeräumt wirkt das Stück oft. Dabei scheint Gat alles zu tun, um diesen Eindruck zu vermeiden. Selten wird bei ihm synchron getanzt. Selbst in der Gruppe tanzt jeder für sich – und doch münden alle Bewegungen, alle Begegnungen in eine von einer abstrakten Ordnung beherrschten Struktur, eben der Choreografie des Stückes. Wenn Gat, wie er sagt, die Choreografie entdeckt hat, dann war das Ergebnis seines Stückes wie in der Chaostheorie nicht vorhersehbar. Und dann wirkt das Chaos auf der Bühne auch nicht mehr so regellos, wie es auf den ersten Blick erscheint. Aber dafür sorgen ohnehin die zehn hervorragenden Tänzer, die selbst die ungewöhnlichsten Bewegungen noch zu einem ästhetischen Genuss machen. Sie bringen nicht nur die Ecken und Ränder des Stückes zum Leuchten.

Klaus Keil

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