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Regisseurin Luise Brinkmann
Foto: Katja Sindemann

Aus Liebeskummer ein Film über die Liebe

12. Oktober 2016

Debütfilm „Beat Beat Heart“ feiert NRW-Premiere – Foyer 10/16

Im Foyer des Filmforums wurlte es. Studenten, Filmmitarbeiter, Freunde, Journalisten – alle waren gespannt auf den mit Vorschusslorbeeren und einem Jury-Spezial-Preis des Förderpreis Neues Deutsches Kino bedachten Erstlings-Spielfilm „Beat Beat Heart“ von Luise Brinkmann. Nach einer kurzen Unterbrechung – für ausländische Gäste wurde extra die Version mit englischen Untertiteln eingespielt – ging es weiter. Verwackelte Kamera, unsaubere Schnitte, Lichtwechsel, unvermutete Rückblenden – der kundige Kinobesucher war gewarnt, dass er es hier mit einem Impro-Spielfilm zu tun hat. „Es war von Anfang an meine Absicht zu improvisieren“, so die Regisseurin zu choices. „Ich bin mit zahlreichen Vertretern der German Mumblecore-Szene befreundet, habe im ersten Studiensemester meine ganze Klasse in ‚Dicke Mädchen‘ von Axel Ranisch geschleppt.“ Aufgrund kleiner Produktionsbudgets sind junge Filmemacher gezwungen, bei Dreh und Schnitt mit geringen Mitteln auszukommen, zu improvisieren. Aus der Not eine Tugend machen, nennt man das. Inzwischen sind etliche Mumblecore-Produktionen mit Preisen bedacht worden.


„Beat Beat Heart“, Bild: © ifs

In „Beat Beat Heart“, von dem beim ifs-Jahrgangsabschluss im April nur die ersten 20 Minuten (fast) fertig waren, wurde die junge Kerstin (Lara Cooper) von ihrem Freund (Till Wonka), mit dem sie einen alten Kinosaal renovieren wollte, sitzen gelassen. Nun hofft sie, von Erinnerungen geplagt, auf seine Rückkehr. Da steht ihre Mutter Charlotte (grandios: Saskia Vester) vor der Tür, die sich gerade von ihrem Partner getrennt hat. Eine sexuell freizügige Mitbewohnerin (Christin Nichols) sowie ein unerträglich glückliches Pärchen aus der Nachbarschaft (Aleksandar Radenković, Caroline Erikson) verstärken das Wirrwarr in Sachen Liebe. Während Kerstin in Trauer verharrt, macht sich Charlotte auf die Suche nach neuen Bekanntschaften. Brünstige Männer, Trennung des Traumpaars, Mutter-Tochter-Konflikte, neue Interessenten und Eifersuchtsszenen steigern das Ganze zu einem veritablen Chaos.

Von uns befragt, erklärt Luise Brinkmann: „Der Film war autobiografisch motiviert. Ich hatte gerade eine Trennung hinter mir und musste mit dem Schmerz fertig werden. Ich war von der Idee der Wahren Liebe eingenommen. Auf Online-Dating-Plattformen habe ich die Unverbindlichkeit von Beziehungen kennengelernt. Im Film vertreten die Personen unterschiedliche Ansichten zum Thema Liebe.“ Das Ungewisse, Unsichere, das über allem schwebt, wird durch die durchgehende Handkamera verstärkt. „Es war beim Dreh die ganze Zeit gutes Wetter, so wurde es ein Sommerfilm. Wir haben am vierten Drehtag das Seitenverhältnis des Bildformats geändert“, erzählt Kameramann Mathis Hanspach. „Die Improvisation hat es erfordert – wir haben dem nachgegeben.“ Auch Luise Brinkmann bekräftigt die Idee, dem zu folgen, was sich beim Improvisieren ergibt: „Man braucht Mut zum Risiko. Und man muss sich selbst vertrauen.“

Last but not least hat der Drehort, ein entlegenes Dorf in der Uckermark, eine wichtige Rolle gespielt. „Ursprünglich wollte ich in einem Landschloss drehen, aber dann haben wir diesen alten Kinosaal gefunden. Der Ort war magisch und inspirierend.“ Das Dorffest, bei dem das Zwischenmenschliche kulminiert, habe tatsächlich stattgefunden, der Pfarrer war der echte Pfarrer, alle anderen waren Schauspieler.

Schlussendlich lobte Simone Stewens, ifs-Geschäftsführerin, die schauspielerische Leistung aller Beteiligten sowie Brinkmanns Engagement. „Sie hat so viel investiert, daher hat sie die Anerkennung verdient.“ Diese äußerte sich im Filmforum jedenfalls in heftigem Applaus. Der Film kommt im ersten Halbjahr 2017 ins Kino.

Katja Sindemann

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