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Regisseurin Kamilla Pfeffer
Foto: Heiko Specht

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19. April 2016

NRW-Premiere „Wer ist Oda Jaune?“ im Filmforum – Foyer 04/16

Samstag, 16. April: Nach der Uraufführung an der Berlinale wurde Kamilla Pfeffers Künstlerporträt „Wer ist Oda Jaune?“ am Art-Cologne-Wochenende als NRW-Premiere im Filmforum präsentiert. Der Diplomfilm der ehemaligen KHM-Studentin, die zunächst über einen Aquarellband in der Buchhandlung auf die Künstlerin aufmerksam wurde, begann wie viele Porträts mit der Frage, wie und ob man sein Subjekt überhaupt vor die Kamera bekommen würde.

Die ersten Kontaktversuche mit der in Paris lebenden deutsch-bulgarischen Künstlerin schlugen dann auch fehl, erst nach Monaten gelang ein persönlicher Kontakt auf einer Ausstellung in Belgien: „Ich habe sie in einem ruhigen Moment angesprochen. Der Moment war ihr, glaube ich, ganz lieb, weil ich nicht kam und fragte, was sollen die Bilder bedeuten. Sie hat mir ihre E-Mail-Adresse gegeben und ich habe mir ein Stipendium besorgt.“ Der Plan war dann nämlich, sich ihr in Paris langsam anzunähern. „Ich war vier Monate vor Ort und habe sie kein einziges Mal getroffen. Am letzten Wochenende schreibt sie mir, sie sei jetzt zurück aus Bulgarien, wo sie den Sommer über gemalt hätte, wir könnten uns gerne treffen.“ Dann habe es noch einmal neun Monate gedauert, bis der Dreh beginnen konnte.


 „Wer ist Oda Jaune?“-Team im Filmforum, Foto: Heiko Specht

Der Film geht, wie der Titel verspricht, der Persönlichkeit der Malerin nach, ohne zu regelrechten Ergebnissen kommen zu müssen. Es gibt keine Off-Stimme; in einem recht offengelegten Dreh-Prozess wird Oda Jaune bei der Arbeit beobachtet und andererseits zu ihren Ansichten interviewt, wobei sie die Regie-Fragen oft auf erstaunliche Weise beantwortet. Indem er auch Odas Unwohlsein zeigt, ausgelöst durch die kleine, aber irritierende Filmcrew in ihrem Atelier, zerstört der Film schnell jede Illusion, Dokumentarfilme würden nicht das beeinflussen, was sie dokumentieren wollen. So wird auch Kunst noch einmal klar abgegrenzt von Geschäft und Alltag. Was Oda dann doch mit einem anrührenden Entgegenkommen von sich preisgibt, ergänzen wiederum subjektiv diejenigen, die mit ihren Bildern zu tun haben: der Galerist, der Kollege, Käufer, Bewunderer. Dabei schließt sich der Kreis der Kunst-Entstehung und der Rezeption mit ihren Markt-Gesetzen, Zufälligkeiten, Interpretationen und der Rolle des Unbewussten.


Kamilla Pfeffer im Gespräch mit Sabine Rollberg, Foto: Heiko Specht

Nach dem Film sprach Kamilla Pfeffer mit Sabine Rollberg von der KHM, die den Film mit der Gebrüder Beetz Filmproduktion co-produzierte. Zur Oda-Befragung sagte Pfeffer: „Das Interview vor der schwarzen Mollton-Wand haben wir ganz zum Schluss gedreht. Situatives Beobachten war das Eine, aber ich wusste nicht, ob uns das ausreicht. Ich dachte: Wie kann man denn so ein bisschen spürbar machen, was das für eine Person ist?“ Sie habe ihr daher ein Spiel vorgeschlagen, „angelehnt an den klassischen Proust‘schen Fragebogen“. Eine Antwort auf die Frage, wer Oda Jaune sei, habe Pfeffer mit dem Projekt nicht erhalten, was sie allerdings auch gut fände. Der Film sei ein Angebot: „Das haben wir mit ihr so erlebt und das ist das, was sie in dem Rahmen bereit war, uns zu geben.“

Reagiert habe Oda selbst auf den Film „ganz schön irritiert. Sie hat sich selber so vorher überhaupt nicht gesehen. Sie hat gesagt: ‚Du hast da was eingefangen. Dein Blick auf mich ist ein sehr schöner‘, aber sie hat viel Angst vor sich selbst.“ Sie betrachte sich als Malerin, wisse über sich selbst nicht viel zu sagen und wolle auch zu ihren Bildern verbal keine „Schlüssel“ liefern. Beim ersten Treffen habe sie daher auch abgewehrt: „‘Frag mich doch, wenn ich 80 bin. Ich habe doch eigentlich gar nichts zu sagen.‘“ Der dennoch aufschlussreiche Film soll im Juni ins Kino kommen.

Jan Schliecker

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