Neben dem Café Engel unweit der Laurentiuskirche befindet sich das Elberfelder Paradies für Leseratten: Die Buchhandlung v. Mackensen bietet dort ein breites Spektrum von Belletristik mit regionalen Akzenten an. Seit 1990 ist Michael Kozinowski der inzwischen dritte lnhaber des Geschäfts, das bereits 1946 als Buchverleih aus privaten Beständen begonnen hatte, bevor es 1959 vom Wuppertaler Ehepaar von Mackensen übernommen wurde. An die historischen Wurzeln knüpft heute ein Büchertausch-Schrank an, der direkt gegenüber der Buchhandlung platziert ist. Das Stöbern nach Büchern aus zweiter Hand empfindet Kozinowski keineswegs als Konkurrenz, sondern als Bereicherung: „Viele Kunden finden danach auch den Weg zu uns.“
Über die schöne Literatur hinaus sind Biographien, juristische und ökonomische Fachliteratur sowie Musik Schwerpunkte im Programm – auch CDs der Büchergilde sind erhältlich. „Wir sind keine Boulevardbuchhandlung“, beschreibt Michael Kozinowski das Profil seines Geschäfts. „Wir haben – das hört sich vielleicht elitär an – einen bestimmten Anspruch, unter den wir nicht gehen wollen.“ Die SPIEGEL-Bestsellerliste hängt zwar aus, spiele jedoch im Gegensatz zu anderen Buchläden eine nachrangige Rolle. Der Beruf des Buchhändlers ist für Kozinowski biographisch motiviert: „Als Schüler habe ich in dieser Buchhandlung in den großen Ferien gearbeitet. Schon als Kind und Jugendlicher habe ich zu jeder Tages- und Nachtzeit gelesen.“ Damals bewegte sich der junge Michael häufig mit dem Buch in der Hand lesend durch die Innenstadt – wie heutige Jugendliche auf Pokemon-Suche mit dem Handy vor dem Gesicht. Seine Begeisterung fürs Buch ist bis heute ungebrochen: „Ich kann ohne Bücher nicht sein und abends nicht schlafen, ohne vorher noch ein Buch zur Hand zu nehmen.“
Was Kozinowski jedoch Sorge macht, ist die zunehmende Beliebigkeit im Ketten-Buchhandel: „Ein Buch ist nicht nur ein wirtschaftliches Gut, sondern auch ein Kulturgut.“ Lächelnd streut er eine Anekdote ein: Voreigentümer Klaus von Mackensen hatte ursprünglich eine Ausbildung bei Thalia in Hamburg gemacht und dem Sohn des damaligen Inhabers Nachhilfe in Mathe gegeben. „Hätte er dabei nicht einen so guten Job gemacht, gäbe es diese Kette möglicherweise heute nicht...“ Was die Expansion der großen Ketten anbelangt, sei jedoch „der Trend eindeutig gekippt – Kunden wollen keine anonymen Buchhandlungen“, ist sich Michael Kozinowski sicher. „Kunden wollen, dass man sie persönlich kennt – nicht anonymisiert über irgendwelche Algorithmen, sondern dadurch, dass man um ihre Vorlieben weiß; Verkaufen geht nur über Vertrauen.“ Manchmal müsse man dem Kunden auch mal abraten und sagen: „Das ist nicht Deins.“ Auch der Vormarsch des E-books vollziehe sich viel langsamer, als dies in den Massenmedien dargestellt wird – und auch der mittelständische Buchhandel gehe hierbei nicht leer aus: „Amazon und Apple machen natürlich mehr Umsätze als wir mit dem E-book – dennoch läuft es auch für uns erstaunlich gut damit.“ Bei v. Mackensen kann man E-books direkt an der Kasse erwerben.
Eine lange Tradition haben literarische Lesungen in der Buchhandlung in der Laurentiusstraße 12. Hierbei kommen immer wieder auch Wuppertaler Autoren zum Zuge. So konnte der Lyriker Falk Andreas Funke mit „tier und tor. miniaturen des täglichen überlebens“ sowie „ballsaal für die seele. tierminiaturen“ (Turmhut 2004 und 2010) durch seine lakonisch-existenzialistischen Gedichte zahlreiche Zuschauer begeistern. 2016 setzte der Wahl-Wuppertaler Arne Ulbricht mit seiner Buchpräsentation „Lesen ist cool!“ einen starken Akzent bei v. Mackensen. Einen besonderen Gast begrüßt Michael Kozinowski auch am 19. September, wenn Nizaqete Bislimi ab 19.30 Uhr aus ihrem Werk „Durch die Wand – von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin“ (Dumont 2015) liest.
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