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Oper Köln
Foto: Sanierung Bühnen Köln

Verschleierungstaktik

25. September 2019

Realistische Kosten der Kölner Bühnen-Sanierung – Theater in NRW 10/19

Sind 841 Millionen Euro viel Geld? Das hängt von der Perspektive ab. Diese Summe dürfte die Stadt Köln am Ende aller Sanierungs-Tage für ihre Bühnen am Offenbachplatz ausgeben. Nach einer Meldung des Kölner Stadtanzeigers hat das weniger mit gestiegenen Baukosten zu tun, als mit einer Rechnung, die noch die Bauzinsen, die Gestaltung des Offenbachplatzes sowie Kosten für eine Machbarkeitsstudie mit einberechnet. Und selbst dabei dürften noch die Ausgaben für die Anmietung und Instandsetzung der Interimsspielstätten fehlen. Also kann man letztlich von einer Milliarde ausgehen, die den Kölner Haushalt auf Jahre hinaus belasten wird.

In Köln wurde seit Jahren bei den Bühnen nur mit der Summe der Sanierungskosten von 253 Mio. Euro operiert, die nach dem Debakel 2015 auf 541 Mio. hochschnellten. Die mitlaufenden verdeckten Kosten blieben außen vor, von Beginn an. Nur so konnte die Öffentlichkeit von der Sanierung und der Fortsetzung nach dem Desaster überzeugt werden. Nur so konnte den zähneknirschenden Politikern die Zustimmung schmackhaft gemacht werden. Das Standardargument von Politik und Verwaltung lautete: Wer 200 Millionen bereits ausgegeben hat, kann jetzt nicht mehr zurück. Hätte die Gesamtsumme von 800 Mio. bis einer Milliarde Euro im Raum gestanden, hätten Politik und Verwaltung weit mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Die Verschleierung von Kosten bei der Sanierung oder dem Neubau von Kulturbauten ist Teil einer Strategie. Kostenexplosionen sind an der Tagesordnung, in Berlin haben sich gerade allein die Baukosten für das Museum der Moderne im Vorfeld auf 400 Mio. Euro verdoppelt, vom Rest gar nicht zureden. Solch gigantische Summen sind heute für Kulturbauten kaum noch vermittelbar. Wenn dann doch mal realistisch kalkuliert wird, ist Stress angesagt: Als die Sanierung der Frankfurter Bühnen auf rund 850 Mio. Euro berechnet wurde, sagte die Kulturdezernentin Ina Hartwig: „Die Kosten sind extrem hoch, und die müssen gedrückt werden.“ Man kann das Realitätsverweigerung nennen oder versierte politische Kommunikation. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Die Wahrheit ist dem Menschen schon lange nicht mehr zumutbar.

Hans-Christoph Zimmermann

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