Theater sind nicht frauenfreundlich, auch wenn sie seit Jahrzehnten das Gegenteil behaupten. Die alljährlich „Nora“-Ekstase in den Spielplänen oder die Jelinek- Apotheose in den Dramaturgien können nur schwer darüber hinwegtäuschen, dass die Defizite bisher kaum behoben sind. Und die reichen von schlechten Rollenangeboten über Diskriminierungen im Arbeitsprozess bis zu signifikant schlechterer Bezahlung. Die Schaubühne als männliche Anstalt betrachtet.
Alljährlich verleiht die Landesregierung NRW ihren mit 15.000 Euro dotiertenKünstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen. Er soll helfen, „die öffentliche Präsenz von Künstlerinnen in den unterschiedlichen Sparten zu stärken“. Das kann im Theater auf keinen Fall schaden und so wurden in diesem Jahr gleich zwei Dramaturginnen ausgezeichnet: Carena Schlewitt wurde der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis verliehen, Patricia Nickel-Dönicke erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis. Die Biographien beider Preisträgerinnen sind zudem mit dem Land NRW verbunden.
Carena Schlewitts hat zwar zunächst in der Festival-Szene in Berlin gearbeitet, ihre Karriere in Leitungspositionen freier Produktionshäuser begann aber am Forum Freies Theater in Düsseldorf. Danach wechselte sie ans HAU in Berlin und die Kaserne in Basel. Seit 2018 leitet sie das Europäische Zentrums der Künste Hellerau in Dresden. Patricia Nickel-Dönicke wiederum ist derzeit Chefdramaturgin am Theater Oberhausen und wird 2021 als Schauspieldirektorin ans Theater Luzern wechseln. Während Carena Schlewitt von Beginn an in der freien Szene aktiv war und grundlegend das Profil freier Produktionshäuser mitprägte, hat Patricia Nickel-Dönicke den Weg „durch die Institutionen“ eingeschlagen: Vom Theater Osnabrück über die Bühnen in Halle, Heidelberg und Mainz bis ins Ruhrgebiet.
Und damit nicht genug wurde bei der diesjährigen Verleihung des Theaterpreises Der Faust Anfang November in Kassel Marlúcia do Amaral vom Ballett der Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis in der Kategorie Darstellerin Tanz für ihre Interpretation der Odette in „Schwanensee“. Marlúcia do Amaral prägt seit Jahren mit einer Mischung aus Charakterzeichnung, Intensität und Kraft die Arbeiten von Choreograph Martin Schläpfer.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Bessere Bezahlung für freie Kunst
NRW führt Honoraruntergrenzen ein – Theater in NRW 08/24
Gegen Ausbeutung und Machtmissbrauch
Klassenkämpferischer Wind weht durch die Theater – Theater in NRW 02/23
Bessere Konditionen
EU stärkt Solo-Selbstständige im Theater – Theater in NRW 11/22
Dunkle Fassaden
Das Theater und die Energiekrise – Theater in NRW 09/22
Freunde und Netzwerke
In Dortmund wurde ein neuer Festivalverbund gegründet – Theater in NRW 03/22
Berufsziel: Prekarisierung
Kulturrat stellt Studie zum Arbeitsmarkt Kultur vor – Theater in NRW 08/20
Mülheim war schon immer schneller
Roberto Ciulli bekommt den Theaterpreis Faust – Theater in NRW 11/19
Verschleierungstaktik
Realistische Kosten der Kölner Bühnen-Sanierung – Theater in NRW 10/19
Ja, mach nur einen Plan…
In Köln wurde die Initiative Freies Theater gegründet – Theater in NRW 09/19
„Fehler identifizieren, Fehler heilen“
Bernd Streitberger über die Sanierung der Bühnen Köln – Premiere 08/19
Geschichten am Lagerfeuer
Das Freiluftfestival im Friedenspark – Bühne 07/19
Aufwachsen im Krieg
„Das letzte Aufgebot“ in Bonn – Theater am Rhein 07/19
Endspurt für Mammut-Projekt
Beethovenhalle kurz vor der Fertigstellung – Theater in NRW 11/24
Jünger und weiblicher
Neue Leitungsstruktur am Mülheimer Theater an der Ruhr – Theater in NRW 10/24
Überleben, um zu sterben
Bund will bei der Freien Szene kürzen – Theater in NRW 09/24
Mit allen Wassern gewaschen
Franziska Werner wird neue Leiterin des Festivals Impulse – Theater in NRW 07/24
„Zero Waste“ am Theater
Das Theater Oberhausen nimmt teil am Projekt Greenstage – Theater in NRW 06/24
Demokratie schützen
Das Bündnis Die Vielen ruft zu neuen Aktionen auf – Theater in NRW 05/24
Theatrales Kleinod
Neues Intendanten-Duo am Schlosstheater Moers ab 2025 – Theater in NRW 04/24
Neue Arbeitszeitregelungen
Theater und Gewerkschaften verhandeln Tarifvertrag – Theater in NRW 03/24
„Der Tod ist immer theatral“
Theatermacher Rolf Dennemann ist gestorben – Theater in NRW 02/24
Standbein und Spielbein
Pinar Karabulut und Rafael Sanchez gehen nach Zürich – Theater in NRW 01/24
Das diffamierende Drittel
Einkommensunterschiede in der Kultur – Theater in NRW 12/23
Neues Publikum
Land NRW verstetigt das Förderprogramm Neue Wege – Theater in NRW 11/23