Mittwoch, 11. Januar: Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) veranstaltet bereits seit vielen Jahren die von Ute Dilger kuratierte und betreute Reihe „Heimspiel“, in der ehemalige Absolvent:innen an ihre Lehrstätte zurückgeholt werden, um dort bei freiem Eintritt ihre neuesten Projekte persönlich vorzustellen. Den Andrang bei der Vorführung von Florian Heinzen-Ziobs „Dancing Pina“ hatte dennoch niemand vorausgesehen, und so mussten rasch noch etliche Stühle organisiert werden, damit alle Interessierten in der Aula der KHM einen Platz fanden. Prof. Ulrike Franke („We Are All Detroit“), die nebenberuflich an der KHM als Dozentin für Dokumentarfilm (Autorenfilm) tätig ist, moderierte den Abend. Sie erläuterte bei ihrer Einführung, dass die Genese von „Dancing Pina“ von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt wurde, der Film aber seit seinem Bundesstart im September zu einem großen Kinoerfolg mit mehr als 30.000 Zuschauern geworden sei. Regisseur Florian Heinzen-Ziob berichtete, dass er seinen Kameramann Enno Endlicher vor 17 Jahren an der KHM kennengelernt habe, und dass die beiden seitdem ein eingespieltes Team seien. Gemeinsam haben die beiden KHM-Absolventen schon einige Kinoprojekte realisiert, darunter die Dokumentar-Langfilme „Original Copy – Verrückt nach Kino“ oder „Klasse Deutsch“. Als die beiden im Jahr 2006 ihr Studium an der KHM begonnen hatten, sei Endlicher der einzige gewesen, der „direkt Kamera machen wollte, obwohl es diesen Studiengang damals noch gar nicht gab“, so der Regisseur weiter. Für etliche Diplomfilme der KHM sei er seitdem als Director of Photography tätig gewesen. Heinzen-Ziob und Endlicher sind eines der vielen Beispiele, dass an der Kölner Kunsthochschule Verbindungen geknüpft werden, die auch nach dem Abschluss noch weiter Bestand haben.
Nachlass einer Tanz-Legende
„Dancing Pina“ beschäftigt sich mit dem tänzerisch-choreografischen Nachlass der deutschen Tanzlegende Pina Bausch (1940-2009). Wie Heinzen-Ziob beim Publikumsgespräch erzählte, sei es eher einem Zufall geschuldet, dass er mit dieser Thematik in Verbindung kam. „Ich hatte mich hier zum ersten Mal mit Tanz beschäftigt, und Pina Bausch war zuvor noch eine große Leerstelle für mich gewesen“, verriet der Filmemacher. Nachdem er ins Pina-Bausch-Archiv eingeladen worden war, erfuhr er von Pinas Sohn Salomon Bausch, dass es weltweit einige Projekte gäbe, bei denen Pinas Choreografien von Mensch zu Mensch, von Körper zu Körper weitergegeben würden. Heinzen-Ziob entschied sich dafür, die Wiederaufnahme von „Iphigenie auf Tauris“ an der Semperoper in Dresden und die Neu-Inszenierung von „Das Frühlingsopfer“ an der École des Sables im Senegal mit der Kamera zu begleiten. Ehemalige Tänzer:innen aus den Original-Ensembles von Pina Bausch waren daran als Lehrende beteiligt, um die choreografischen Ideen der Künstlerin an eine neue Generation weiterzugeben. Heinzen-Ziob fand es spannend, dass die Originalinszenierungen der beiden Stücke ungefähr zur selben Zeit entstanden waren (in den frühen 1970er Jahren), dass diese aber dennoch sehr unterschiedlich seien, Tanzoper das eine, Ballett das andere. Durch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der beiden neuen Ensembles entstand darüber hinaus ein interessanter Kontrast, den der Regisseur durch Parallelinszenierung weiter verstärkte.
Probleme durch Corona
Zunächst begleiteten die Filmemacher die Proben bis zur Aufführung in Dresden, einige Monate später drehten sie dann die mühevollen Vorbereitungen zum „Frühlingsopfer“ im Senegal. Unglücklicherweise fiel kurz vor der afrikanischen Premiere Anfang 2020 die Entscheidung, dass alle Aufführungen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Erst im September 2022 konnte das aus vielen Ländern Afrikas zusammengesetzte Ensemble schließlich mit dem Stück auf Welttournee gehen. Ende Januar 2023 sind nun auch sieben Aufführungen im Opernhaus Wuppertal angesetzt, die allerdings innerhalb weniger Minuten alle ausverkauft waren. „Iphigenie auf Tauris“ waren ebenfalls coronabedingt nur fünf Aufführungen gegönnt, man denkt allerdings aktuell über eine Wiederaufnahme nach, die aufgrund der zahlreichen Mitwirkenden allerdings eine sehr lange Vorlaufzeit hat. Befragt zu ihren Lehrjahren an der KHM, merkte Enno Endlicher an: „Ich schätze daran vor allen Dingen die verschiedenen Möglichkeiten und das tolle Equipment, das einem hier zur Verfügung steht. Nach dem Studium merkt man dann schnell, dass es auf diesem Niveau nicht weitergeht und man lernen muss, mit weniger Ausrüstung klarzukommen.“ Für Florian Heinzen-Ziob war es insbesondere wichtig, dass man an der KHM nicht in einer reinen Filmblase lernte, sondern sich mit den unterschiedlichsten Menschen austauschte, die dort beispielsweise auch Performance oder Skulptur studierten. „Von diesen unterschiedlichen Perspektiven auf die Dinge profitiert am Ende jeder, und es entsteht eine unglaubliche Teamarbeit“.
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