Dienstag, 23. August: Die Känguru-Fans in ganz Deutschland können jubeln, denn am 25. August läuft bundesweit der zweite große Spielfilm rund um das zynische sprechende Beuteltier aus der Feder von Marc-Uwe Kling in den Kinos an. Der Erfinder des Känguru-Universums, das mittlerweile zu einem multimedialen Franchise angewachsen ist, hat sich deswegen zusammen mit seinem Hauptdarsteller Dimitrij Schaad auf eine bundesweite Premierentour begeben, auf der die beiden die Filmvorführung mit einer unterhaltsamen Kurz-Lesung samt Improvisations-Comedy flankieren, so auch im Cinedom-Multiplexkino am Mediapark in Köln. Da die Live-Unterhaltung vor der Projektion der „Känguru-Verschwörung“ auf dem Programm stand, bot Kling dem Publikum kurz die Möglichkeit, im Vorfeld Fragen zu stellen, was vielleicht interessieren könnte, nachdem man den Film gesehen haben würde. Auf die einzige knappe Frage der ZuschauerInnen dazu („Warum?“) gab es vom Kultautor auch eine gewohnt humoristisch-verschwurbelte Antwort: „Weil 52% Konfetti einfach nicht genug sind, darum.“ Schaad und Kling, deren Ankunft in Köln sich aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf bei der Deutschen Bahn verzögert hatte, fanden sich hierbei in ihren Ansichten über das deutsche Personenbeförderungsunternehmen bestätigt und entwickelten eine Verschwörungstheorie, dass die DB in Wirklichkeit von David Fincher gelenkt wird und man deswegen nie weiß, was einen erwartet und wo man sich eigentlich genau befindet.
Improvisations-Comedy live
Ähnlich chaotisch ging es bei der anschließenden Comic-Lesung weiter, denn Marc-Uwe Kling merkte dazu gleich zu Beginn an: „Dimi liest mich, also Marc-Uwe Kling, damit es verwirrend ist, und ich lese das Känguru, weil ich’s gut kann.“ Nicht immer stimmte das Timing zwischen den Vortragenden auf der Bühne und der Einspielung der Comicbilder auf der großen Leinwand, aber auch dafür hatte Kling eine gewitzte Erklärung parat: „Technik ist eben die hässliche Schwester der Magie.“ Das Publikum im nahezu ausverkauften größten Saal des Cinedoms war dennoch begeistert und zollte den Künstlern mit Ovationen seinen Respekt. Kling wusste das zwar durchaus zu schätzen, hatte für die ZuschauerInnen hierzu aber auch einen Tipp parat: „Je mehr ihr klatscht, desto weniger Comics können wir vorlesen. Also weniger klatschen, sonst verliert ihr Zeit.“ Da Verschwörungstheorien im neuen Känguru-Film eine maßgebliche Rolle spielen, hatten sich Kling und Schaad dazu entschlossen, bei jeder ihrer Premieren-Performances auch einen Improvisationsteil zu Verschwörungstheorien einzubauen. Dafür baten sie das Kölner Publikum, ihnen ein Ding, eine Person oder Organisation, einen Ort, eine Zeit und ein Setting zu nennen. Die Wahl fiel dabei dann auf Flix-Bus, Wolfgang Kubicki, Kliemannsland, 1928 und ein Hinterzimmer. Aus dem Stegreif zimmerten die beiden Vollblut-Komödianten daraus einen witzigen Sketch, der mit der Entschlüsselung der Bedeutung hinter „Flix-Bus“ begann. Denn die Abkürzung hierin steht, laut dem Verschwörungstheoretiker Dimitrij Schaad, für „Frutarier der linken internationalen Exekutive“. Dieser 1928 in einem Hinterzimmer gegründete Verein besteht aus Mitgliedern, die sich ausschließlich von Obst ernähren. Kling schloss mit dem Kalauer, dass man mit ihrem bestgetarnten Doppelagenten und Mitglied Wolfgang Kubicki heizen könne, „weil er so viel heiße Luft produziert.“
Spaß, der sich überträgt
Der enge Zeitplan erlaubte es Kling und Schaad nicht, dem Publikum auch nach der Filmprojektion noch Rede und Antwort zu stehen, aber für Choices beantworteten sie dennoch gerne noch einige kurze Fragen. Marc-Uwe Kling berichtete dabei von seinen Erfahrungen im neuen Tätigkeitsbereich der Filmregie: „Ich fand das einerseits super, andererseits wird mein nächstes Drehbuch wahrscheinlich ein Kammerspiel mit zwei Leuten, von denen einer im Urlaub ist. Es war super, aber es war auch super stressig.“ Auch, wenn Dimitrij Schaad im Film Marc-Uwe Kling spielt, hat diese Figur mit dem echten Kling mittlerweile nicht mehr viel zu tun. „Ein Quäntchen von einem selbst ist ja fast in allen Charakteren drin, aber ich habe die Figur schon ein Stückweit von mir abgespalten. Sonst wäre ich am Set auch verrückt geworden, wenn ich ständig gedacht hätte, ich inszeniere mich selbst dabei.“ Auf die Frage, wie es nun angesichts der zahlreichen medialen Inkarnationen des Kängurus hier noch weitergehen könne, merkte Kling an: „Ich kann mir gut vorstellen, dass der nächste Film gar kein Känguru-Film wird. Absolut, denn ab und zu braucht man solch eine Freundschaftspause.“ Dimitrij Schaad hat mit der Stand-Up-Comedy auf der Kinotour zum Film ein neues Standbein für sich entdeckt: „So armselig, wie meine Qualität bei diesen Improvisationsnummern auch ist, ist sie wahrscheinlich noch immer besser als die eines Großteils der anderen Komiker, die sich da draußen herumtummeln. Für Marc-Uwe und mich ist der Improvisationsteil jedenfalls das, was uns an dieser Tour am meisten Spaß macht.“ Und Kling ergänzte dazu: „Ich glaube, das überträgt sich dann auch auf das Publikum. Ich glaube, das ist allein deswegen schon so lustig, weil wir es so lustig finden.“
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