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"L'après-midi" von Raimund Hoghe
Foto: Rosa Frank

Die Milch setzt Zeichen

15. Mai 2011

Das Festival tanz nrw trumpft mit einem Welterfolg - Tanz in NRW 05/11

Mit zwei Gläsern Milch markiert Raimund Hoghe die Fläche, auf der sich das Geschehen der Choreographie „L'après-midi“ abspielt. Mit dem gesammelten Ernst eines Zen-Meisters verengt oder erweitert er die Positionen auf der Bühne, die ansonsten über 90 Minuten hinweg dem Solo von Emmanuel Eggermont gehört. Freilich braucht Hoghe nur mit zwei Schritten das Bühnengeviert zu betreten und sofort lädt sich der Raum theatral auf. Ohne Pathos erzeugt er allein mit den bemessenen Bewegungen seines asymmetrischen Körpers unmittelbar eine Atmosphäre der Konzentration. Das Festival tanz nrw bot jetzt noch einmal die Gelegenheit, Hoghes inzwischen weltweit gefeierte Inszenierung zu betrachten. Sie nimmt sich aus wie ein bewegtes Stillleben. Thema ist Stéphane Mallarmés Gedicht „L'après-midi d'un faune“, das Claude Debussy zu seinem ersten bedeutenden symphonischen Werk inspirierte und mit dem Vaslav Nijinskys zum Mythos der Tanzwelt wurde. Allerhand Gepäck, das Hoghe aber nicht schreckt. Er zerlegt die nachmittägliche Schäferstunde akribisch in Einzelbewegungen, die fast im Tempo einer Zeitlupe getanzt werden. So wirkt die perlende, sinnliche Musik von Debussy geradezu geschwätzig gegenüber der sachlichen Eleganz, mit der Emmanuel Eggermont zu Werke geht. Da vollzieht sich ein gemessenes Drehen und Wenden, mitunter erstarrt der Körper zu Haltungen, denen etwas Zeichenhaftes innewohnt, ohne das sich die Zeichen in Bedeutung übertragen ließen. Das Zentrum der Bewegung bleibt fast frei von Metaphern, die Posen wechseln und wenn ihnen auch eine Spur Ironie anhaftet, so bleiben sie doch immer entrückt. Der männliche Körper wird in einer ungeahnten Geschmeidigkeit präsentiert. Die langsamen Tempi erzeugen einen Sog der Faszination, die Emmanuel Eggermont mit gleich bleibender Intensität über die komplette Inszenierung aufrecht zu halten versteht. Eine erstaunliche Leistung, für die er keinerlei Mühe aufzuwenden scheint. Die Choreographie zelebriert hier keinen Minimalismus, sondern sie zeigt, wie sich Bewegung auflädt, wenn sie konzentriert beobachtet werden kann. Die Ästhetik dafür bietet Raimung Hoghe mit einer mutigen Absage an jeden tänzerischen Aktionismus.

Thomas Linden

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