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Wolfgang Kohlhaase und Frederic Haselon zu Gast im OFF-Broadway

Drehbuch als endgültiges Zwischenprodukt

26. Februar 2015

„Als wir träumten“ im OFF-Broadway – Foyer 02/15

Mittwoch, 25. Februar: Regisseur Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“) selbst konnte an der ersten Preview seines neuen Films „Als wir träumten“ im Westen nicht teilnehmen, weil er am gleichen Tag mit einigen seiner Darsteller in Dresden zu einer Preview anwesend war. Dennoch musste auch die Vorabaufführung im Kölner OFF-Broadway-Kino nicht ohne Filmgäste auskommen. Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, schon zu DDR-Zeiten mit Filmen wie „Berlin – Ecke Schönhauser“ oder „Solo Sunny“ legendär, war zusammen mit dem Produzenten Peter Rommel und den Darstellern Frederic Haselon und Ronald Kukulies persönlich vor Ort und stand dem Kölner Publikum nach der Projektion geduldig Rede und Antwort. Der dem Film zugrunde liegende gleichnamige Roman war im Jahr 2006 erschienen, und die Verfilmungsrechte daran lagen zunächst bei einer anderen Produktionsfirma. Nachdem diese aber im Laufe der Jahre nur Drehbuchversionen vorgelegt hatte, die Schriftsteller Clemens Meyer nicht gefielen, ergriffen Andreas Dresen und Peter Rommel unmittelbar nach Auslaufen der Option auf die Verfilmung ihre Chance. Beide hatten den Roman zuvor unabhängig voneinander gelesen und als stark empfunden, weswegen sie sich schnell auf „Als wir träumten“ als nächstes gemeinsames Projekt einigen konnten.

Frederic Haselon und Wolfgang Kohlhaase beim Publikumsgespräch

Dresen hatte zuvor bereits zweimal (bei „Sommer vorm Balkon“ und „Whisky mit Wodka“) mit Wolfgang Kohlhaase zusammengearbeitet, der sich in diesem Fall schnell für die Figuren des Romans begeistern konnte. Beim Publikumsgespräch erläuterte der Autor, dass er am Ende des Zweiten Weltkriegs in einem ähnlichen Alter gewesen wäre wie Meyers Protagonisten zur Zeit der Deutschen Wende. Deswegen habe er sich sehr gut mit jener Zeit der Umwälzungen identifizieren können, in denen alte Regeln nicht mehr und neue Regeln noch nicht gegolten haben. Einige Zuschauer konnten sich gar nicht erklären, wo das Filmteam noch auf dermaßen heruntergekommene Locations gestoßen sei, die das Leipzig der Wendezeit im Film bebilderten. Dazu Produzent Peter Rommel: „Es stimmt, Leipzig ist schön geworden, und sieht jetzt aus wie eine Puppenstube. Aber im Leipziger Süden, in der Gegend, in der Clemens Meyer wohnt, haben wir noch einige zur Wendezeit passende Orte gefunden.“ Trotzdem sei es insbesondere schwer gewesen, Ausstattungsstücke aus jener Zeit aufzutreiben, weil diese nach dem Umbruch von vielen Menschen kurzerhand entsorgt worden seien, um mit der ungeliebten vergangenen Zeit möglichst rasch abzuschließen.

Ronald Kukulies, Frederic Haselon, Wolfgang Kohlhaase und Peter Rommel

Dass „Als wir träumten“, im Gegensatz zu vielen anderen Andreas-Dresen-Filmen, nicht zu 100 Prozent von den Darstellern improvisiert wurde, sondern einem klar ausgearbeiteten Drehbuch folgt, war Kritikern und Publikum gleichermaßen aufgefallen. Für Rommel sind das zwei völlig verschiedene Arbeitsweisen, und seiner Meinung nach hat Dresen hier einen vollkommen anderen Zugang zur Geschichte gewählt. Wolfgang Kohlhaase ergänzte: „Wenn man Dialoge schreibt, muss man das sehr genau machen.“ Mit Kritik an der etwas einseitigen Darstellung der Frauen im Film konnte der Drehbuchautor aber auch gut umgehen. „Es ist bei einem Film immer eine Frage der Ökonomie, wie viel Platz man für die zahlreichen Aspekte einer umfangreichen literarischen Vorlage zur Verfügung hat.“ Hier mussten mehr als 500 Seiten auf knapp zwei Stunden Filmzeit komprimiert werden. Auch auf die Frage, wie zufrieden Kohlhaase mit der Umsetzung seines Drehbuchs sei, hatte der knapp 84Jährige eine pointierte Antwort: „Man schreibt ein endgültiges Zwischenprodukt. Ein Drehbuch muss für Schauspieler günstige Situationen schaffen, beim Drehen muss man offen sein für sinnliche Empfindungen und Vertrauen delegieren an seine zahlreichen Film-Partner.“ Der anhaltende Applaus nach der Filmvorführung bestätigte dem Könner, dass ihm dies auch hier wieder überzeugend gelungen war.

Text/Fotos: Frank Brenner

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