In der Landwirtschaft nennt man sie Subventionen. In der Kultur spricht man von Fördermitteln. Beide meinen das Gleiche: Öffentliche Gelder aus dem Steuersäckel. Doch während die Millionen Euro Düngemittel an die Agrarindustrie selten in Frage gestellt werden, müssen sich kulturelle Projekte für wenige tausend Euro permanent rechtfertigen.
Wie gut die Fördermittel für den Tanz angelegt sind, hat das Festival „tanz nrw 11“ jetzt überzeugend belegt. Das Spektrum reichte von innovativen Bewegungsformen (Alexandra Waierstall), medialen Verbindungen (Stephanie Thiersch) bis zur komödiantischen One-Woman-Performance (Antje Pfundtner). Eine Vielfalt, die die Qualität des zeitgenössischen Tanzes in Nordrhein-Westfalen anschaulich bestätigt. Sie zu fördern ist auch in Köln ein vom Stadtrat anerkanntes Ziel. Das neue Tanzförderkonzept ist ein wichtiger Schritt dort hin.
Bei der Umsetzung durch das Kulturamt knirscht und knistert es allerdings gewaltig. Dabei drängt die Zeit. Die Tanzszene erwartet eine schnelle Mittelvergabe, um produzieren und den nationalen Anschluss halten zu können. Doch der Kulturverwaltung gelingt es nicht, den im Konzept vorgesehenen „Tanzbeirat“ zügig zu etablieren. Der soll zukünftig bei der Mittelvergabe mitreden, denn die Kölner Tanzszene ist seit langem unzufrieden mit den – wie ein Betroffener sagt: „skandalösen Förderpraktiken“ des Kulturamtes. Die Liste der Kritik ist lang. Sie reicht von Weigerungen der Tanzreferentin, Auskunft über Mittelzuteilungen zu geben bis hin zur Mittelvergabe nach persönlichem Geschmack. Nicht vergessen sind die Vorgänge um das tanzhaus interim, bei denen hunderttausende Euro in den Sand gesetzt wurden. Empört protestierten sogar die Bezirksbürgermeister mehrerer Stadtbezirke. Zu Recht. Die Vergabe öffentlicher Mittel muss für jeden Bürger transparent sein. Intransparent zeigt sich das Kulturamt auch bei der Besetzung und Wahl des Tanzbeirates. Im Kontrast dazu steht allerdings seine Neugier am Inhalt der Wahlzettel. Erst nach Interventionen abgesetzt wurde eine bereits eingeleitete offene Wahl per E-Mail. Jetzt wird demokratisch frei und geheim gewählt. Doch „gleich“ ist die Wahl damit noch lange nicht. Selbst aktiven Künstlern wird durch eine willkürliche Festlegung der Wahlregeln das Wahlrecht verweigert. Seinen Einfluss, so scheint es, will das Kulturamt auch im neuen Tanzbeirat behalten. Dazu wird kurzerhand eine Mitarbeiterin der SK-Stiftung Kultur als Verwaltungsvorschlag bestimmt, obgleich sie in der Stiftung selbst auch an Fördermaßnahmen beteiligt ist. Befangenheit sieht Kulturamtsleiter Schmidt-Werthern auf Befragen dennoch nicht. Gegenseitig schieben sich SK-Stiftung Kultur und das städtische Kulturamt die Pöstchen zu, erklären ihre (fachfremden) Angestellten kurzerhand zu „Experten“ in Sachen Tanz. Fragt man in Tanzkreisen nach deren Fachkompetenz, herrscht nur betretenes Schweigen. Soll Schaden von einer neuen positiven Entwicklung abgewendet werden, dann sind jetzt die Kulturpolitiker der Ratsfraktionen gefragt, die Weichen neu zu stellen.
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