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Das Nachlassdepot von außen: hier lebten früher Schweine und Rinder.

Eine neue Archiv-Art

28. Juli 2011

Karin Lingl über Schieberegale, Kunststoffe und die Ewigkeit – Thema 08/11 Endlager für Kunst

choices: Welche Aufgaben hat die Stiftung Kunstfonds?
Karin Lingl
: Der Kunstfonds ist eine seit 30 Jahren bundesweit aktive Stiftung zur Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst in Deutschland. Alljährlich werden rund 70 Künstlerinnen und Künstler, Galerien, Kunstvereine, Museen, freie Kuratoren und Verlage mit bis zu 1,1 Millionen Euro insgesamt unterstützt, und zwar durch Stipendien, Projekt- und Ausstellungsförderungen oder Publikationszuschüsse. Über die Förderungen entscheiden unabhängige Jurys, denen mehrheitlich Künstlerinnen und Künstler, außerdem Kunstvereinsleiter und Galeristen angehören. Finanziert wird der Kunstfonds von der Kulturstiftung des Bundes und der VG Bild-Kunst.

Seit etwa zwei Jahren gibt es das so genannte Schaumagazin in Pulheim-Brauweiler. Welchen Stellenwert hat dieser Ort?
Im April 2010 haben wir das Archiv für Künstlernachlässe eröffnet. Hier bewahren wir wichtige Positionen der bundesdeutschen Gegenwartskunst, um sie für die Öffentlichkeit und den Kunstbetrieb zu erhalten. Wir sind die einzige bundesweit orientierte Einrichtung dieser „neuen Archiv-Art“.

Was ist notwendig, um das Konvolut einer Künstlerin bzw. eines Künstlers für die Zukunft zu sichern?
Die Kunstwerke kommen in der Regel direkt aus dem Atelier bzw. aus dem Nachlass ins Archiv. Nach einer Begutachtung durch den Restaurator werden die Arbeiten fotografiert, inventarisiert und anschließend eingelagert. Ein Teil der so erfassten Kunstwerke wird demnächst auf unserer Website zu sehen sein, in unserer Datenbank im Archiv können alle Arbeiten recherchiert werden. Einer der Archiv-Lagerräume bietet darüber hinaus – in Schieberegalsystemen – den sofortigen Zugriff auf die Kunstwerke. Dies alles mit dem Ziel, die Kunstwerke der Öffentlichkeit, dem Kunstbetrieb und der kunstwissenschaftlichen Forschung weiterhin zugänglich zu halten.

Früher legte die Restaurationsarbeit den Schwerpunkt auf „alte Kunst“. Durch die Verwendung neuer, wie auch vergänglicher Materialen in der Gegenwartskunst stellen sich neue Aufgaben. Wo liegen die Probleme?
Moderne Kunst nutzt dem Inhalt adäquate, zeitgemäße Materialien, von unterschiedlichsten Farbpigmenten bis hin zu verschiedenen Kunststoffen. Bei der von uns angestrebten Konservierung berücksichtigen wir sowohl die künstlerische Intention und den Herstellungsprozess wie auch materialspezifische Eigenschaften.

Karin Lingl
Foto : Privat
Karin Lingl bekleidet seit vielen Jahren leitende Aufgaben bei der Stiftung Kunstfonds. Sei Mai 2010 ist sie Geschäftsführerin der Stiftung. Sie ist promovierte Kunsthistorikerin.  

Wie ist die technische Ausstattung in Brauweiler? Stichwort Digitalisierung der Werke?
Die fotografische Erfassung der Werke erfolgt digital.

Wie lange sollen die Werke bewahrt werden?
Die Kunstwerke sind mit ihrer Aufnahme in das Archiv für Künstlernachlässe Teil der Stiftung Kunstfonds geworden und somit für immer in ihrem Bestand gesichert. Wir sind bestrebt, möglichst viele der Arbeiten als Dauerleihgaben an Ausstellungsinstitute zu geben oder für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, damit sie im Kunstkreislauf präsent und öffentlich zu sehen sind.

TEXT/FOTO: DIETER WOLF

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