Donnerstag, 24. September: Die Filmsociety e.V. und der KunstSalon Köln e.V. präsentierten gemeinsam mit dem Odeon-Kino „Der Staat gegen Fritz Bauer“, den neuen und teilweise auch in Köln gedrehten Film von Lars Kraume („Die kommenden Tage“), als Preview bereits eine Woche vor dem bundesweiten Kinostart. Aus diesem Anlass waren der Regisseur und sein exzellenter Hauptdarsteller Burghart Klaußner („Das weiße Band“) persönlich anwesend und beantworteten die Fragen der Filmjournalistin Jessica Düster und des Publikums im ausverkauften Kinosaal. Auf die Geschichte um den hingebungsvollen hessischen Generalstaatsanwalt, der in den späten 1950er Jahren Jagd auf den NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann machte, war Krause über das Buch „Die Heimkehr der Unerwünschten“ seines Co-Drehbuchautors Olivier Guez aufmerksam geworden. Für Burghart Klaußner indes war der von ihm verkörperte Fritz Bauer schon lange kein Unbekannter mehr, 1969 während Klaußners Studium war ihm der Name zum ersten Mal begegnet. „Er war damals einer der Leuchttürme der Studentenbewegung, zusammen mit Adorno, Marcuse und Horkheimer“, so der Schauspieler. Auf Nachfrage musste Kraume einräumen, dass der Geniestreich, Klaußner für die Rolle zu gewinnen, eigentlich auf das Konto seiner langjährigen Casting-Agentin Nessie Nesslauer geht.
Entscheidend für die Wahl des Darstellers erschien den Machern die Szene des Films, in der Fritz Bauer vor einer Gruppe Studenten in einer Fernsehsendung auftritt. Das noch erhaltene dokumentarische Material wurde Klaußner als Übungsszene geschickt, um zu sehen, ob er der „exzentrischen, schillernden Gestalt Bauers“, so Kraume, gerecht werden könne. Burghart Klaußner hatte zunächst Skrupel, weil er sich nicht vorstellen konnte, Bauers „ganz eigener Körpersprache gerecht zu werden“. Wichtig war ihm dann bei seiner Darstellung, den Menschen nicht zur Karikatur verkommen zu lassen und den „seelischen Kern des Mannes zu spüren“, mit dem er sich schnell verwandt fühlen könnte, zumal er Bauers humanistische Ideale teile. Für Lars Kraume war es darüber hinaus wichtig, kein simples Biopic zu drehen, sondern die Jagd auf Eichmann als zentrales Element in den Fokus zu nehmen, dadurch einen sinnvollen Spannungsbogen zu kreieren und das nach wie vor weitgehend unbekannte Engagement des Generalstaatsanwalts in angemessener Weise zu würdigen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Films, Fritz Bauers Homosexualität, der in dem fast zeitgleich entwickelten Kinofilm „Im Labyrinth des Schweigens“ von Giulio Ricciarelli ausgeklammert wurde, konnte laut Kraume erst erzählt werden, als das „Fritz Bauer Institut“ vor kurzem in einer Ausstellung ebenfalls darauf eingegangen war. Gerade an diesen privaten Hintergründen konnte Kraume nach eigener Ansicht „die Weiterführung des moralischen Denkens des NS-Reiches“ deutlich machen. Auch für den klassischen Aufbau einer 3-Akt-Filmdramaturgie bot sich die Nebenhandlung um die Opfer des Paragraphen 175 laut Kraume an. Dafür nahmen er und sein Co-Autor Guez auch die Hinzudichtung der fiktiven Figur Karl Angermanns (gespielt von Ronald Zehrfeld) in Kauf. Vergleichbare Freunde im ähnlichen Alter hatte der echte Fritz Bauer in jener Zeit zuhauf gehabt, da er sich bei ihnen sicher sein konnte, dass sie für NS-Verbrechen noch zu jung waren, allerdings schon alt genug, um bei der Neugestaltung der Bundesrepublik Deutschland nun selbst Verantwortung zu übernehmen. Burghart Klaußner zeigte sich am Ende des Publikumsgesprächs begeistert von der Zusammenarbeit mit dem talentierten Lars Kraume und bezeichnete Fritz Bauer als „eine der schönsten Rollen in meiner Karriere. Die Rolle meines Lebens ist er allerdings nicht, die bin ich selber. Aber es war ein großes Glück für mich, Fritz Bauer zu spielen. Ich bin immer noch dabei, von ihm zu lernen, das pflanzt sich bei mir wellenartig fort.“
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