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Danny Gottlieb

Fernweh ade

28. April 2011

Der Jazz blüht Ende Mai an der Itter - Imrpovisierte Musik in NRW 05/11

Die Jazzszene NRW hat einiges zu bieten, das ist keine neue Botschaft. Aber ein Festival ganz auf heimische Kräfte zu konzentrieren und prominente Gäste einzuladen, das könnte als Spezialität der Hildener Jazztage ausgelegt werden. Kein Wunder, dass dann gleich der WDR kräftig mitmischt – Musik aus dem Kerngebiet des Senders bildet dieser wichtige Kultursponsor am liebsten ab. Und Festivalmacher Peter Baumgärtner, selbst aktiver Musiker mit sentimentalem Hang zu den Heroen der Trommelkunst, fördert gern seine direkten Mitstreiter.

Prädestiniert für diese Ausrichtung erscheint z.B. die Band des Gitarristen Ralph Herrnkind, ein Kind der Region, der seine gitarrenlastige Fusionmusik mit dem Drummer Julius Pastorius schmückt, dem Sohn der viel zu früh verstorbenen Basslegende Jaco. Der Sound, der Druck und die Schnörkellosigkeit dieser teilweise brettharten Retro-Musik entwickelt eine Frische, die besonders live mitreißend wirkt. Auf der aktuellen CD „Herrnkind“ findet sich auch die Stimme von Peter Fessler, der selbst mit einem superprominenten Schlagzeuger in Hilden antritt: Danny Gottlieb, bekannt aus seiner Arbeit mit Gitarrenheroe Pat Metheny oder Vibraphonartist Gary Burton, spielte auch schon mit Legenden wie Stan Getz, der ja die südamerikanische Musik für den Jazz entdeckte: Auch Fessler, der „New York, Rio, Tokyo“-Mann, und Gottlieb, häufig Gast beim WDR, beschwören in Hilden ihre Sehnsucht nach Brasilien.

Wo WDR draufsteht, ist auch WDR drin. Eine ganze Legion von Musikern, die mit der WDR Big Band verbunden sind, spielt in verschiedenen Besetzungen in der „Itterstadt“ – Stadt an der Itter. Denis Gäbel, der junge Kölner Saxophonist und Bruder von Show-Sänger Tom Gäbel, hat für sein Quartett den Tastenlöwen des Jazzorchesters auf seinem Nebeninstrument Hammondorgel gewinnen können – das ist in den Konzerten der Big Band ein sicherer Nummer-eins-Abräumer. Frank Chastenier, so heißt diese Spitzenkraft aus dem Sender-Jazzorchester, genießt tatsächlich Kultstatus. Er bringt gleich den Drummer Hans Dekker aus der Big Band mit.

Rob Bruynen, langjähriges Mitglied im Trompetensatz der WDR Big Band, präsentiert seine Weltmusikmischung. Marcus Bartelt, auch als Einspringer in der Big Band am Bariton zu erleben, stellt sein Programm „Into the blue“ vor. Hier lässt Pianist Martin Sasse die Hammondorgel fauchen, das groovt und bluest gewaltig.

Es gäbe über zahllose Acts zu berichten, Sängerinnen wie Inga Lühning, Addys D´Mercedes, Tsega Tebege und Hannah Köpf treten an, Trompeter Markus Stockhausen gastiert in einem sakralen Raum, Konstanten wie das Duo Engstfeld/Weiss, die Fischbacher-Brüder oder der Festivalchef Baumgärtner selbst spielen auf – das Festival mit seinen vielen verschiedenen Spielorten lässt sich benutzbar nur im Netz erfassen. Aber die lokale Breite treibt den Jazz zu den Bürgern. Und für die soll ja eigentlich ein solches Festival sein.

16. Hildener Jazz-Tage I Di 31.5.-So 5.6. | An diversen Spielstätten in Hilden | 0203 759 93 54 | www.hildener-jazztage.de

Olaf Weiden

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