Die Rumba-Therapie
Frankreich 2021, Laufzeit: 103 Min., FSK 6
Regie: Franck Dubosc
Darsteller: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Jean-Pierre Darroussin
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Rasante Vater-Tochter-Geschichte
Papa ist wieder da
„Die Rumba-Therapie” von Franck Dubosc
Die Sehnsucht vieler Franzosen nach den unbegrenzten Möglichkeiten, die den Stereotypen zufolge die Vereinigten Staaten von Amerika zu bieten haben, war eine Zeitlang ziemlich groß. Insbesondere in den 1970er Jahren manifestierte sich diese im Kopieren typisch amerikanischer Verhaltensweisen und Modetrends. Im Musikbereich war es Johnny Hallyday (1943-2017), der mit Schnauzbart, Jeanshose und Cowboystiefeln zum Inbegriff des französischen Rockers à la américaine wurde. Franck Dubosc („Liebe bringt alles ins Rollen“) hat in seinem neuen Film als Regisseur, „Die Rumba-Therapie“, auf Typen wie Johnny Hallyday Bezug genommen und eine Figur geschaffen, die diesen Idealen nachhechelt, von den Weiten Amerikas träumt und modetechnisch rund vierzig Jahre stehengeblieben ist. Dieser Tony Quentin hat sich in seinem Leben à la Marlboro-Mann eingerichtet, bis er jäh herausgerissen wird, weil sein Herz nicht mehr mitspielt. Es ist der Beginn einer Sinnsuche, bei der er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird und wieder Kontakt mit seiner ihm entfremdeten Tochter aufnimmt.
Tony (Franck Dubosc) ist Busfahrer in einem kleinen französischen Nest und bringt bei seinen täglichen Touren Schulkindern unflätige englische Ausdrücke bei. Ein Herzanfall zwingt ihn zum Umdenken, und er macht sich auf die Suche nach seiner erwachsenen Tochter Maria (Louna Espinosa), die in Paris als Tanzlehrerin arbeitet. Um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen und sie sofort zu verschrecken, schreibt er sich zunächst bei ihr für einen Tanzkurs ein. Vater und Tochter lernen sich somit auf einer anderen Ebene kennen, was es aber zunehmend schwerer für Tony macht, letztendlich doch mit der Wahrheit herauszurücken und mit Maria einen Neuanfang zu wagen. Franck Dubosc erweist sich als versierter Unterhaltungsregisseur, dem es mit „Die Rumba-Therapie“ leichtfüßig gelingt, zwischen amüsanter Typenkomödie und gefühlvollem Familiendrama zu balancieren. Insbesondere in der ersten Hälfte stimmt der Rhythmus, mit dem impulsive Tanzszenen, verknappende Montagesequenzen und kleine Episoden aneinandergereiht werden, die dem Publikum die Figuren und deren Problematik näherbringen. Nachdem das große Geheimnis dann gelüftet ist, gerät der Film leider ein wenig ins Straucheln, und ein dramatischer Höhepunkt wirkt leider allzu konstruiert und unglaubwürdig. Insgesamt kann Dubosc aber über die gesamte Spielzeit kurzweilig unterhalten und hat einige herrlich skurrile Figuren geschaffen, die einem als Zuschauer ans Herz wachsen. Einen höchst amüsanten Gastauftritt hat übrigens der französische Schriftsteller Michel Houellebecq, der als leitender Arzt von Tony einen wunderbar zynischen Humor an den Tag legt und für einige der humorvollsten Szenen des Films verantwortlich ist. Nicht nur für Tanzbegeisterte zu empfehlen, aber insbesondere Liebhaber von klassischen Paartänzen dürften bei den impulsiven Tanzeinlagen voll auf ihre Kosten kommen.
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