Ein Junge namens Weihnacht
USA, Großbritannien 2021, Laufzeit: 104 Min., FSK 6
Regie: Gil Kenan
Darsteller: Henry Lawfull, Kristen Wiig, Maggie Smith
>> www.studiocanal.de/kino/a_boy_called_christmas
Fantasievolles Weihnachtsmärchen
Die Reise nach Wichtelgrund
„Ein Junge names Weihnacht” von Gil Kenan
Das von der internationalen Kritik gefeierte und hierzulande erstmals vor fünf Jahren veröffentlichte Kinderbuch „Ein Junge namens Weihnacht“ des britischen Bestsellerautors Matt Haig wurde nun mit großem Aufwand für die Leinwand adaptiert. Für die Inszenierung konnte Gil Kenan gewonnen werden, der bereits mit seiner Romanadaption „City of Ember – Flucht aus der Dunkelheit“ nach dem Buch von Jeanne Duprau im Jahr 2008 bewiesen hatte, dass er ein Händchen für fantasievolle Stoffe und die Kreation abenteuerlicher neuer Welten hat. Diesen liebenswerten Detailreichtum findet man nun auch in „Ein Junge namens Weihnacht“ wieder, der stilistisch an die „Narnia“-Filme oder „Der Goldene Kompass“ erinnert und sich anschicken könnte, ein neuer Weihnachtsfilmklassiker zu werden. Denn die originelle und abwechslungsreiche Geschichte hat für die ganze Familie etwas zu bieten, wenngleich Kinder unter acht Jahren mit der verschachtelten Handlung vielleicht noch etwas überfordert sein dürften.
In der Rahmenhandlung, die ein wenig an „Die Braut des Prinzen“ erinnert, wird die unliebsame, „steinalte“ Tante Ruth (Dame Maggie Smith) beauftragt, die drei halbwüchsigen Kinder von Matt (Joel Fry) am Weihnachtsabend zu beaufsichtigen, weil der Vater arbeiten muss. Sie erzählt den drei Rackern die Geschichte von Nikolas (Henry Lawfull), der wie sie Halbwaise ist. Als sein Vater im Auftrag des Königs in den Norden aufbricht, um das Dorf Wichtelgrund zu finden, wird auch Nikolas mit einer unsympathischen Tante allein gelassen. Bald erträgt er die Erniedrigungen aber nicht länger und macht sich mit Miika, einer zahmen Maus, auf die Suche nach seinem Vater. Die abenteuerliche Reise durch den Schnee steckt voller Gefahren, aber Nikolas macht unterwegs auch Bekanntschaft mit Tieren und Fabelwesen, die ihn auf seiner Suche unterstützen. Der bildgewaltig inszenierte Film lädt geradezu ein, sich in den liebevoll zum Leben erweckten Szenarien zu verlieren. Auf überzeugende Weise wurden ein Bär, ein Rentier und der witzige Mäusebegleiter des Titelhelden im Computer animiert und fügen sich nahtlos ein in die Winterwunderwelt des Hohen Nordens. Ziel des kleinen Nikolas ist das magische Reich Wichtelgrund, von dem ihm bereits seine verstorbene Mutter allabendlich erzählt hatte. Und im Laufe der Geschichte begegnet der junge Held schließlich nicht nur den Wichteln, sondern auch einem unheimlichen Troll und der Wahrheitselfe Pixie, für die es unmöglich ist, zu lügen. Das kurzweilige Weihnachtsmärchen kann auch dem erwachsenen Publikum dank einer stargespickten Besetzung einiges bieten. Jim Broadbent bringt als schusselig-naiver König süffisanten Humor ins Spiel, während Sally Hawkins als Mütterchen Wodola eine verhärmte Wichtel-Hexe geben darf, die ihre Untertanen ein bisschen wie Maleficent in ihrem düsteren Zaubergriff hält. Ein auf angenehme Weise altmodischer Film, der aber tricktechnisch absolut auf der Höhe der Zeit ist.
(Frank Brenner)
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