Verbrannte Erde
Deutschland 2024, Laufzeit: 101 Min., FSK 12
Regie: Thomas Arslan
Darsteller: Mišel Maticević, Marie Leuenberger, Alexander Fehling
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Atmosphärisch dichter Großstadtkrimi im Stil des französischen Film Noir
Kein Dialog zu viel
„Verbrannte Erde“ von Thomas Arslan
Als der 1962 geborene deutsch-türkische Regisseur Thomas Arslan 2010 mit „Im Schatten“ den ersten Teil seiner geplanten „Trojan“-Trilogie drehte, war man doch erstaunt, dass es ausgerechnet einem Regisseur der völlig überschätzten Berliner Schule gelungen war, das hierzulande sträflich vernachlässigte Genre-Kino wiederzubeleben. Nun hat es leider 14 Jahre gedauert, bis Arslan seinen Berufskriminellen wieder durch den Großstadtdschungel schickt. Diesmal soll er im Auftrag eines Sammlers Caspar David Friedrichs Gemälde „Frau vor der untergehenden Sonne“ aus einem Museum stehlen. Die zum Schein als Vermögensberaterin arbeitende Rebecca (Marie-Lou Sellem) vermittelt den Coup und Trojan macht sich mit seinem Team – dem Ex-Kumpel Luca (Tim Seyfi), der Fluchtwagenfahrerin Diana (Marie Leuenberger) und dem Computerexperten Chris (Bilge Bingül) – an die Arbeit. Doch der zwielichtige Auftraggeber will plötzlich nicht mehr zahlen und beauftragt einen brutalen Killer (Alexander Fehling), das Gemälde in seinen Besitz zu bringen. Und das Museum sieht sich außerstande, die von Trojan geforderte „Rückgabe“-Summe aufzubringen. Zu allem Überfluss spielt auch die vom Museum beauftragte Anwältin ein doppeltes Spiel, sodass es zu einem westernhaften Showdown zwischen Trojan und Victor kommt.
„Verbrannte Erde“ ist wie „Im Schatten“ kein Action-geladener Thriller, sondern ein Film der genauen Beobachtung. Und trotz der relativen Langsamkeit, mit der uns die Geschichte erzählt wird, entwickelt der Film eine Spannung, der man sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Selbst in den stillsten Momenten, etwa wenn Trojan und Victor sich stumm am Handy „belauern“, baut sich eine bedrohliche Stimmung auf. Reden ist ohnehin nicht Trojans Ding, nur einmal gibt er in einem kurzen Gespräch einen Anflug von Privatem preis. Er wohnt an keinem festen Ort, übernachtet in billigen Hotels oder Appartements, sitzt in Cafés rum und studiert Architektur-Magazine, in denen die Superreichen ihre Häuser bis ins Detail präsentieren. Selbst als sich zwischen ihm und Diana ein Anflug von Vertrautheit entwickelt und sie ihm vorübergehend Unterschlupf anbietet, kommt nur ein knappes „zu riskant“ über seine Lippen. Der Hauch von Bedauern, der darin mitschwingt, sagt mehr als viele erklärende Worte.
Dass der Zuschauer in diesen Charakter eintauchen kann, liegt am charismatischen Spiel des Deutsch-Kroaten Mišel Matičević, der zwar zu unseren bekanntesten TV-Darstellern gehört, vom deutschen Kino aber vernachlässigt wird. Länder mit einer ausgeprägten Filmkultur hätten einen, der an einen Typen wie Alain Delon erinnert, zum Kinostar und Publikumsmagneten aufgebaut. Immerhin gelingt es Thomas Arslan mit seiner präzisen und stilvollen Inszenierung, die Erinnerungen an den französischen Film-Noir eines Jean-Pierre Melville (u.a. „Vier im roten Kreis“, 1970) aufleben zu lassen. Zudem hat Arslan in Reinhold Vorschneider einen Kameramann an seiner Seite, der kongenial die Stimmung einer Großstadt jenseits ihrer Touristenattraktionen einfängt und so die rauen Charaktere der Protagonisten widerspiegelt.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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