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Nizar Raja, Bruno Watara und Hank Levine in Köln

Flüchtlingsschicksale

23. März 2018

„Exodus – Der weite Weg“ in der Außenspielstätte am Offenbachplatz – Foyer 03/18

Donnerstag, 22. März: Bereits zu Beginn des Jahres hatte Hank Levines neuer Film „Exodus – Der weite Weg“ im Rahmen des „Stranger than Fiction“-Festivals in Köln seine Deutschlandpremiere gefeiert. Zum offiziellen Bundesfilmstart folgte nun eine Berliner Premiere und am Tag danach eine weitere Vorstellung des Films in Köln, zu der auch wieder der Regisseur und zwei seiner Protagonisten anwesend waren, um die zahlreichen Fragen des Publikums zu beantworten. Da sich Levine in seinem Film mit der weltweiten Flüchtlingsproblematik unserer Zeit beschäftigt, war er damit am Puls der Zeit und sorgte in der Außenspielstätte des Schauspiels Köln am Offenbachplatz für eine angeregte Diskussion nach der Projektion des Films. Levine freute sich, dass „nach diesem großen, langwierigen Projekt“ viele seiner Mitwirkenden zur Preview nach Köln gekommen waren, neben etlichen Crewmitgliedern und der WDR-Redakteurin Jutta Krug insbesondere Bruno Watara und Nizar Raja. Die beiden Letztgenannten sind zwei der Protagonisten aus „Exodus – Der weite Weg“, deren beschwerlichen Fluchtweg Hank Levine in seinem Film zumindest teilweise mit der Kamera mitverfolgt hat. Nizar hatte als Palästinenser in Syrien gelebt, bis ihn der Bürgerkrieg zur Flucht bewegte. Nachdem ihm zunächst in Brasilien Asyl gewährt wurde, reiste er von dort zu seinem bereits vor ihm geflohenen Bruder nach Kuba, um von dort die Reise nach Deutschland anzutreten.

Verleiher Joachim Kühn mit Hank Levine

Schon vor einigen Jahren war der aus Westafrika stammende Bruno Watara in Deutschland angekommen, wo er die ersten sieben Jahre in einem Flüchtlingslager in Crivitz verbringen musste. „Das Lager war im Wald und man musste einen fast zweistündigen Fußmarsch auf sich nehmen, wenn man einkaufen wollte oder einen Termin auf dem Amt hatte“, erläuterte Bruno beim Publikumsgespräch in Köln. Seit 2006 lebt Bruno nun in Berlin und kennt noch immer Menschen aus seiner Zeit im Flüchtlingslager, die nach wie vor auf ihre Aufenthaltsgenehmigung warten. „Was für eine Chance hat man, Deutsch zu lernen oder zu arbeiten, wenn man isoliert von den Deutschen in einem Lager eingesperrt wird – oftmals für etliche Jahre“, so Watara weiter. Nizar Raja hingegen ist froh, dass er Deutschland als Zufluchtsort gewählt hat. Das Leben in Brasilien hatte ihm zwar auch sehr gut gefallen, aber dort hätte er seinen Traum, sein Pharmaziestudium fortzusetzen, das er in Syrien begonnen hatte, nicht verwirklichen können. „Das Geld, das man mit Arbeiten in Brasilien verdienen kann, geht für die Miete und den Lebensunterhalt drauf. Da bleibt nichts, um sich das Studium an den teuren Privatuniversitäten leisten zu können. In Deutschland wird das durch Bafög erleichtert“, so Nizars Erfahrungen. Vor drei Jahren ist er, wie man auch im Film sehen kann, in Deutschland angekommen, wo er mittlerweile in Marburg lebt. Sobald er gut genug Deutsch gelernt hat, möchte er dort sein Studium fortsetzen.

Nizar Raja und Bruno Watara schilderten ihre Flüchtlingserfahrungen

Hank Levine hat während der Dreharbeiten noch einmal eindringlich vor Augen geführt bekommen, dass es die unterschiedlichsten Gründe gibt, warum Menschen auf die Flucht gehen und sich eine neue Heimat suchen. „Durch meine Begegnungen mit einzelnen Individuen und deren Schicksalen kann ich deren Lage und Motivationen nun viel besser einschätzen“, sagte der Filmemacher. Das möchte er mit seinem Film nun auch seinen Zuschauern vermitteln, denn „Exodus – Der weite Weg“ ist keine umfassende Schilderung der weltweiten Flüchtlingsproblematik, sondern greift lediglich eine Handvoll Einzelschicksale heraus, an denen der Film Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich macht – und der weltweiten Misere Gesichter verleiht. Dass Levine zunächst nur von weiblichen Flüchtlingen berichten wollte, habe sich allerdings schnell wieder zerschlagen, weil sich das als schwieriger als gedacht erwies, zumal sein Filmteam überwiegend aus Männern bestand. Dennoch sind auch die Frauen im Film sehr präsent, von Napuli aus dem Südsudan über Dana aus Syrien bis hin zu Tercha aus der Westsahara, die sich schon seit Jahrzehnten in einem algerischen Flüchtlingslager befindet. Das bereits in den 1970er Jahren von Marokko annektierte Gebiet wartet noch immer darauf, wieder dem Volk der Sahraui zugesprochen zu werden. Um diese Forderung zu unterstreichen, initiierte Hank Levine für seinen Film ein „Human Aerial Arts Project“, bei dem rund 8000 Flüchtlinge an einem Tag zusammenkamen, um mit ihren Körpern den Slogan „Sahara libre“ in den Wüstensand zu schreiben, was Levine mit Kameras aus der Luft einfing. Seitdem hätte es zahlreiche Nachahmungen gegeben, die durch die Verbreitung im Internet mehr Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema lenken.

Text/Fotos: Frank Brenner

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