Als Adam und Eva das Paradies verließen, kamen sie nach Sri Lanka und bemerkten keinen Unterschied. Auf der paradiesischen Insel im Indischen Ozean ist aber mit dem Bürgerkrieg der Tod eingekehrt. Gewalt produziert Opfer, oder vielleicht sollte man besser sagen, Leidtragende. Die drei Akteure, die in der neuen Produktion „changeABLE cohesion“ der Tanzcompany DIN A 13 mit ihren Beinstümpfen tanzen, sind ehemalige Soldaten, die ihre Verletzungen im Krieg davongetragen haben. Komplettiert wird das Ensemble mit zwei Tänzerinnen und einem Tänzer, die ebenfalls aus Sri Lanka stammen.
Gerda König erzählt in ihrer Choreographie, die jetzt in der Wachsfabrik ihre Deutschland-Premiere erlebte, vom Alltag auf den Dörfern und von der Schönheit der Menschen und ihrer Gesten. Die Bilder schieben sich ineinander, manches geschieht parallel, Bewegungen spulen sich ab und nehmen nur selten erzählerischen Bezug zueinander auf. Gerda König liefert Pattern aus Verhalten und ritualisierten Bewegungen. Aber dann schleichen sich zwischen die vielfältigen Eindrücke Momente der Gewalt. Hier wird eine Frau gefesselt, dort kommt es zu Streitigkeiten, Brutalität kommt auf, bald gibt es Tote. Das klingt nach Dramatik, die lässt Gerda König aber nicht wirklich aufkommen, sie nimmt geschickt die explosiven Effekte aus dem Spiel. Leicht entrückt, wie Bilder, die hinter der Struktur eines Leinenstoffs sichtbar werden, schimmert das Drama der Insel auf. Dieser dezente Umgang mit der Gewalt zieht die demonstrative Aufmerksamkeit von der politischen Dimension des Sujets ab und richtet sie auf die Verluste, die die Menschen zu tragen haben.
Wer aber denkt, Gerda König würde nun auf den sentimentalen Aspekt dieses schwierigen Themas setzen, sieht sich getäuscht. Die Emotion wird vollkommen zurückgenommen. Wir sehen, wie sich die Tänzer bewegen, wie sie mit Energie und Präzision eine Sinfonie aus scharf voneinander getrennten Gesten und Zeichen vortragen. Unterlegt wird dieser Tanzteppich von einer Komposition elektronischer Musik (Harsha Makalande), die ebenfalls flächige Klanggebilde liefert, die sich übereinander legen. Eine starke, ästhetisch reife Choreographie, die zum Besten gehört, was man in diesem Jahr in der Freien Tanzszene in Köln sehen konnte.
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