Donnerstag, 27. Oktober: Der britischen Regisseurin Sophie Fiennes (Schwester der als Schauspieler tätigen Brüder Ralph und Joseph Fiennes) war es gelungen, den eigenbrötlerischen deutschen Künstler Anselm Kiefer für eine Dokumentation über sein Schaffen zu gewinnen. Ihren gleichermaßen künstlerischen Film „Over Your Cities Grass Will Grow“ stellte sie zur Premiere in Köln persönlich vor und nahm sich Zeit, die zahlreichen Fragen des Publikums zu beantworten. Fiennes machte deutlich, dass sie eine Abneigung hat, selbst Interviews zu führen, da sie diesen Prozess als zu künstlich empfindet. Deswegen konzentrierte sie sich in ihrem Film darauf, Kiefer bei seinen Arbeiten so unverfälscht wie möglich abzubilden. Sie arbeitete mit einem möglichst kleinen Team und führte so oft es ging selbst die Kamera, um Kiefer in seinem kreativen Schaffensprozess nicht zu behindern.
Da Kiefer es gewohnt ist, über alles selbst die Kontrolle zu behalten, hatte Sophie Fiennes sich von Anfang an den Final Cut an ihrem Film erbeten. Nichtsdestotrotz zeigte sie ihr Werk noch in der Rohfassung dem Künstler, um sich auch seiner Zustimmung sicher zu sein. Im Gegensatz zu seiner Frau war Kiefer auch von den ausgewählten Musikstücken, die die oftmals dialogfreien Passagen untermalen, sehr angetan. Fiennes attestierte, dass sich der Künstler in einer herausragenden Position der kreativen Freiheit befindet, in der er, wie ein großes Kind, seine Arbeit ohne jegliche Beschränkungen oder finanziellen Zwänge ausführen kann. Dass es auf dem Filmmarkt gänzlich anders zugeht, war dem Porträtierten gar nicht bewusst. Deshalb bedankte sich die Regisseurin in Köln auch noch mal nachdrücklich bei den Förderanstalten. Sie merkte an: „Blockbusterfilme sind wie Tsunamis, die kleine Filme aus den Kinos wegspülen. Ich bedanke mich insbesondere bei der Film- und Medienstiftung NRW, dass sie es ermöglicht hat, dass mein Film dort gezeigt werden kann, wo er hingehört: im Kino.“
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