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Dr. Vasant Lad und Dr. Harsha Gramminger im Odeon-Kino

Guru der ayurvedischen Medizin

28. Juli 2018

„Der Doktor aus Indien“ im Odeon – Foyer 08/18

Freitag, 27. Juli: Geschickt hatte der deutsche Verleih mindjazz Pictures den Deutschlandstart des Dokumentarfilms „Der Doktor aus Indien“ von Jeremy Frindel in die Wochen gelegt, in denen der Titel gebende Ayurveda-Experte Dr. Vasant Lad zu seinem jährlichen Workshop ohnehin in Deutschland weilte. Die seit 2000 jährlich von euroved veranstalteten Workshops fanden in diesem Jahr zum ersten Mal in Köln statt, was der hier ansässige Verleihchef Holger Recktenwald dazu nutzte, um im Odeon-Kino die Deutschlandpremiere in Anwesenheit des Mediziners zu feiern. Trotz sommerlicher Rekordtemperaturen war der Kinosaal mit interessierten Ayurveda-Anhängern gefüllt, die mehr über den Guru der Bewegung und seine Methoden erfahren wollten. Als Dr. Lad Ende der 1970er Jahre durch die Mithilfe eines amerikanischen Freundes erstmals seine indische Heimatstadt Pune verließ und in die USA flog, hatte dort noch niemand etwas von der traditionellen asiatischen Heilkunst gehört. Dr. Lad war es, der mit seinen Büchern und Vorträgen zum Thema das Interesse daran im Westen weckte, wo Ayurveda in den vergangenen vierzig Jahren dann immer mehr Anhänger und Anwender gefunden hat.

Ayurvedische Köstlichkeiten vom BioGourmetClub aus Köln

Der Premierenabend in Köln wurde kulinarisch ganz im Sinne Dr. Lads eröffnet, da der BioGourmetClub aus Köln die Besucher mit indischer Linsensuppe, Ingwer-Kurkuma-Latte und ayurvedischem Brot begrüßte. Uwe Gramminger von euroved führte als Moderator in den Abend ein und stellte im Anschluss an die Filmprojektion auf der Bühne nicht nur Dr. Vasant Lad vor, sondern auch den Küchenchef Volker Mehl, der auch als „Jamie Oliver der Ayurveda-Küche“ bezeichnet wird, und Dr. Harsha Gramminger, die ebenfalls als Ayurveda-Expertin gilt. Gleich zu Beginn machten die Gesprächsteilnehmer deutlich, dass Dr. Lads Ansatz darin besteht, traditionelle Ayurveda-Heilmethoden mit klassischer Schulmedizin in Einklang zu bringen, was ihn weltweit zu einem respektierten Lehrer des Ayurveda gemacht hat. Harsha Gramminger wurde erstmals 1995 auf Dr. Lad aufmerksam, als sie zwei Bücher des Mediziners in die Hände bekam. „Mich faszinierte vor allen Dingen, dass westliche Mediziner durch Lads Sprache in die Lage versetzt wurden, Ayurveda zu verstehen. Ich musste diesen Mann kennenlernen“, erläuterte die Ärztin in Köln. Zwei Jahre später trafen sich die beiden zum ersten Mal in Pune, und im Jahr 2000 kam Dr. Lad dann zum ersten Mal nach Deutschland. Seit jener Zeit organisiert euroved hierzulande einmal jährlich Workshops mit dem Doktor aus Indien.

Holger Recktenwald, Uwe Gramminger und Laura Thomsen

Ernährungs-Guru Volker Mehl berichtete beim Publikumsgespräch, dass er als Sohn eines Küsters mit dem Kirchengelände als Spielplatz aufgewachsen sei: „Spiritualität war deswegen schon immer ein Bestandteil meines Lebens.“ Über Umwege sei Mehl dann zu Ayurveda gekommen und habe 2009 sein altes Leben hinter sich gelassen und sich der Ayurveda-Küche zugewandt. Mit einem Schmunzeln merkte Mehl weiter an: „Ayurveda ist wie ein Kaugummi am Schuh. Wenn du einmal reingetreten bist, wirst du es nie wieder los.“ Der äußerst bescheiden gebliebene Dr. Vasant Lad wollte zunächst nicht, dass Jeremy Frindel einen Film über ihn dreht. „Mein Leben ist nicht wichtig, Ayurveda schon. Deswegen ließ ich mich auf den Film ein, als Frindel mir sagte, dass es darin um die Verbreitung der ayurvedischen Prinzipien in den westlichen Ländern gehen solle“, erläuterte Dr. Lad. Ayurveda sei für ihn eine lebensverändernde Erfahrung, die ihn gelehrt habe, wie man in Harmonie mit der Natur lebt. Ayurveda leite ihn durch jeden Moment des Lebens und lehre ihn auch, wie man mit anderen Menschen kommuniziert. Dr. Lad weiter: „Mit Ayurveda verstehen wir die Beschränkungen, denen jeder Mensch unterliegt. Ayurveda steckt für mich in jedem Herzschlag.“ Um das zu unterstreichen, führte Dr. Lad an zwei interessierten Zuschauern anschließend noch eine Pulsdiagnose durch, eine der ältesten Diagnosemethoden aus der klassischen indisch-chinesischen Medizin. Auf Nachfrage aus dem Publikum, inwiefern er die widersprüchlichen kulturellen Ausrichtungen des Ostens und Westens durch seine Erfahrungen in Einklang bringen könne, antwortete Dr. Lad: „Alle Kulturen sehnen sich nach Liebe. Liebe ist Freiheit, Liebe ist Klarheit, Liebe ist Mitgefühl. Für die Menschen der westlichen und die Menschen der östlichen Welt kann Ayurveda dazu als Brücke dienen.“ Nachdem „Der Doktor aus Indien“ am kommenden Dienstag in Anwesenheit der drei Experten auch noch in Berlin eine Premiere feiern wird, ist er ab dem 23. August dann bundesweit im Kino zu sehen.

Dr. Vasant Lad, Dr. Harsha Gramminger und Volker Mehl
Text/Fotos: Frank Brenner

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