Am 9. August fand im Odeon-Kino eine besondere choices preview statt. Gezeigt wurde der Berlinale-Gewinner „Alcarràs – Die letzte Ernte“. Anschließend gab es ein Gespräch mit den Darsteller:innen Anna Otín und Jordi Pujol Dolcet sowie Franziska Osang von der Solidarischen Landwirtschaft Köln und Judith Mayer vom Ernährungsrat Köln e.V., das choices Mitarbeiterin Franziska Nagel moderierte. Wir sprachen mit einigen Gästen über ihre Eindrücke von diesem Abend.
Natalia T.: „Ich finde den Film fantastisch, sehr bewegend und realitätsnah. Ich komme aus Katalonien und ich fand es mal toll, einen Film auf Katalanisch zu sehen, das war eine besondere Premiere für mich. Auch spanische Filme allgemein sieht man nicht so oft und gerade von einer Frau, denn Regisseurinnen kommen ja auch immer noch zu kurz in der Filmszene.“
Paula S.: „Den Film fand ich unglaublich gut. Ich arbeite in der Stiftung Kulturland und wir setzen uns seit 35 Jahren dafür ein, Boden aus dem Kapitalmarkt raus- und in die Gemeinnützigkeit reinzuholen und ökologisch landwirtschaftenden Betrieben zur Verfügung zu stellen, damit sie Landwirtschaft und Naturschutz verbinden. Ich fand es toll, wie die Regisseurin dieses gewichtige Thema der Verdrängung durch Investoren mit der Familiengeschichte vermischt. Ich fand auch die anschließende Gesprächsrunde gut, denn manche Menschen kennen Institutionen wie die Solidarische Landwirtschaft ja gar nicht und das ist natürlich eine gute Gelegenheit, sie nochmal bekannt zu machen, denn am Ende ist ja jeder von uns gefragt, wenn man etwas erreichen will.“
Ines L.: „Auch mir hat der Film sehr gut gefallen und das gesamte Familiengefüge wirkte sehr realistisch. Bei dem Gespräch im Anschluss fand ich es sehr interessant, dass mehrmals betont wurde, dass der Anbau von Lebensmitteln so eine körperliche Arbeit ist, denn mir war das völlig klar, aber offensichtlich geht es vielen Leuten nicht so. Es ist also auch ein guter Film, um noch einmal bewusst zu machen, dass Obst und Gemüse nicht einfach so im Supermarkt liegt.“
Bernd S.: „Ich finde es toll, hier bei der Premiere dabei zu sein, denn dieser Film ist fantastisch. Seine Botschaften sind so vielschichtig und da ich selber einen Hof im Familienbetrieb bewirtschafte, bei dem auch drei Generationen unter einem Dach leben und womit auch meine Kinder noch weitermachen wollen, hat der Film mich mit seinem Realismus nochmal besonders bewegt. Ich freue mich, jetzt noch mit meinem Kollegen aus Spanien bei einem Getränk vertieft unterhalten zu können, denn im Film wurde ein Gesellschaftsproblem dargestellt, das unbedingt in die Breite muss und es ist toll, dass das hier heute möglich gemacht wurde. Ich trete selber mit der Kulturland e.G. dafür ein, dass die Landwirtschaft weiterhin bevorzugt Zugriff auf Land hat und nicht Investoren.“
Birgit B.: Wir haben uns gerade darüber unterhalten, dass der Film hier in Deutschland wohl vor allem in Programmkinos laufen wird, während er in Spanien ein richtiger Kassenschlager war, der dort ein sehr breites Publikum erreichte. Das ist hier schade, auch weil er so mitreißend ist und sicher Vielen gefallen würde. Wir sind halt auch Leute, die bereits bei einer SoLaWi sind oder sich für das Thema interessieren, somit war es für uns jetzt nicht so neu.“
Matthias F.:In Filmkunstkinos gehen Menschen, die vielleicht sowieso schon eher sensibilisiert sind für dieses Thema und Rest der Bevölkerung bekommt nichts davon mit. Aber, Hut ab vor der jungen Regisseurin, der Film war sehr gut und wenn er dann noch die Leute ins Kino bringt, ist das natürlich großartig. Ich war seit fünf Jahren nicht mehr in einem so vollen Kinosaal und war beinahe schockiert, wie er aussieht, wenn fast alles Sitze besetzt sind. Neu war für mich in der Debatte, dass es den Ernährungsrat gibt und was er macht, da werde ich jetzt mal nachfragen, wie ich an ein Stück Land komme, um mir als Rentner meinen Traum von einer Walnussplantage erfüllen zu können. (lacht)“
Jutta B.: „Der Film war für mich ein richtiges Wechselbad der Gefühle, es gab so viele spannende Aspekte, das muss jetzt erstmal sacken. Ich hätte sehr gerne der Regisseurin noch ein paar Fragen dazu gestellt, die heute ja leider nicht da sein konnte, denn ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie es geschafft hat, so eine Leistung aus den Leuten, vor allem auch den Kindern, heraus zu kitzeln. Aber es war auch gut, dass der Bauer, der den Vater gespielt hat, nochmal ein paar Sachen auf den Punkt gebracht hat.“
Paul P.: „Ich fand den Film super. Er war sehr realistisch, fast schon dokumentarisch. Sensationell, dass das mit Laiendarstellern möglich war. Und dass der Realismus des Films mit seinen landwirtschaftlichen und poltischen Aspekten nun hier ins Kino kommt und spanische Landwirte mit Landwirten aus der Kölner Umgebung zusammengebringt, ist eine super Sache, ein wirklich schönes Rahmenprogramm.“
DEN ARTIKEL ZUR CHOICES PREVIEW FINDEN SIE HIER
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