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Sie haben gut lachen: Anselm Bregott (Timo), Anke Engelke (Mutter Anja), Hussein Eliraqui (Cem) und Sinje Irslinger (Lissi) im Cinedom
Foto: Lisa Thiel

Große Nase – große Worte

30. August 2018

Köln-Premiere „Das schönste Mädchen der Welt“ im Cinedom – Foyer 09/18

Dienstag, 28. August: Cyril (Aaron Hilmer) hat es nicht leicht: Der 17-Jährige wird wegen seiner großen Nase in der Schule gehänselt. Anerkennung findet er einzig und allein auf der Bühne, wo er unter einer goldenen Maske verborgen erfolgreich an Rap-Battles teilnimmt. Als die Klassenfahrt nach Berlin bevorsteht, sinkt seine Laune in den Keller. Das ändert sich schlagartig, als die selbstbewusste Roxy (Luna Wedler) – „Das schönste Mädchen der Welt“ – neben ihm im Bus Platz nimmt. Obwohl die beiden direkt auf einer Wellenlänge sind, gilt Roxys Interesse jedoch eher dem attraktiven Rick (Damian Hardung). Ein harter Schlag für den sensiblen Cyril, der mittlerweile über beide Ohren verliebt ist. Weil aber Klassen-Tyrann Benno (Jonas Ems) es auch auf die Neue abgesehen hat, entschließt sich Cyril dazu, Rick und Roxy zusammenzubringen. Rick sieht zwar gut aus, ist aber nicht gerade die hellste Leuchte. Und so wird Cyril zu seinem Ghostwriter und bezaubert Roxy mit selbstgeschriebenen Songs. Doch Benno gibt nicht kampflos auf...

Aaron Lehmann („Highway to Hellas“) inszeniert diese wunderbar erfrischende Jugendkomödie frei nach Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“. Die literarische Vorlage ist zwar schon über hundert Jahre alt, hat aber von ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Das bewies auch der gewaltige Ansturm an ZuschauerInnen, die sich im Cinedom zur Köln-Premiere einfanden. Und die hatte es wahrlich in sich: Bei diesem Stopp der Promotion-Tour war fast der gesamte Cast erschienen, um gemeinsam mit dem Kölner Publikum schon mal eine Preview auf das deutsche Feelgood-Movie zu haben, das (nach einigen Previews) am 6. September in die Kinos kommt. Bereits die lange Schlange, die sich durch die obere Etage des Kinos zog, machte deutlich: Dieser Film lohnt sich. Schauspielerin und Film-Mutter Anke Engelke hatte als Kölnerin Heimspiel und zeigte sich bereits vor der Vorführung entspannt: Bereitwillig stand sie für Fotos und Autogramme zur Verfügung und scherzte mit den Gästen.

Nach einer kurzen Einleitung von Moderator Dominik Porschen bekam der prall gefüllte Saal dann endlich den Film zu sehen: Wer bei den Stichworten „Deutsche Teenie-Komödie mit Rapsongs“ schon vorsorglich den Kopf in den Sand steckte, wurde eines Besseren belehrt. Keine peinlich aufgesetzte Jugendsprache, keine holprigen Raptexte und auch kein romantischer Teenie-Kitsch. Stattdessen schuf Lehmann mit seiner Adaption ein authentisch wirkendes Zeugnis über die Irrungen der Liebe heutiger Generationen.

„Das schönste Mädchen der Welt“ greift Themen wie innere Werte, Erwachsenwerden und Akzeptanz auf. Die Rap-Parts wirken keineswegs eingeschoben, sondern reihen sich mühelos in die Narration. Das Ganze in Szene gesetzt vor der Berliner Großstadtkulisse: Über den Dächern, an historischen Denkmälern, in den Clubs. Neben der starken Performance von Aaron Hilmer glänzt Shooting-Star Luna Wedler in der weiblichen Hauptrolle: Als Roxy weiß sie sich nicht nur gegen dumme Sprüche von Klassenkameraden zu behaupten, sondern überzeugt auch selbst am Mic auf der Rap-Bühne. Ein Power-Upgrade, das der holden Roxane von Rostand mehr als gut tut. „Das schönste Mädchen der Welt“ ist aber auch eine Hommage an die Schönheit der Sprache und die Macht der Worte. Und schafft dabei immer wieder die Balance zwischen Humor und Tiefsinn. Berührend, findet auch Dominik Porschen. Der Youtuber und Moderator des Abends gesteht, den Film schon drei Mal gesehen zu haben – und er sei immer noch den Tränen nah. Emotionen, Komplexe, Verletzlichkeit – schwierige Themen, die beim Publikum ankommen.

„Das war eine ganz große Ehre“, beschreibt Engelke ihr Mutter-Sohn Gespräch mit Hilmer. „Eine ganz intime Szene, die auch das komplette Team um uns herum gefühlt hat.“ Und Damian Hardung beschreibt die spannende Herausforderung seiner Rolle: „Glück ist keine Frage der kognitiven Fähigkeiten.“ Auf das Interesse eines kleinen Zuschauers im Plenum hin wird noch die Abteilung der Special Effects gelobt, die Mutter und Sohn die höchst präsente Nase verschafft hat. Nach dem kurzen Q&A gibt Aaron Hilmer eine Kostprobe seiner Rapkünste – und der Saal tobt. Es ist eine schöne Begegnung: Von Cast und Publikum, von Filmgrößen und Youtubern, von Musik und Text. Nach dem Film bleibt noch genug Zeit für ein Erinnerungsfoto und um ein paar Worte mit denjenigen zu wechseln, die eben noch auf großer Leinwand zu sehen waren.

Unter die Menge hat sich auch ein prominenter Zuschauer gemischt: Nick Julius Schuck. Der Kölner war neben Damian Hardung in der preisgekrönten Serie „Der Club der roten Bänder“ zu sehen. Er zeigt sich begeistert von dem neuen Projekt seines Kollegen: „Hat mir echt sehr gut gefallen“, sagt er und fügt augenzwinkernd hinzu: „Nur schade, dass Damian nicht gerappt hat.“

Vielleicht ja beim nächsten Mal. Denn die Geschichte von Cyril und Roxy scheint zwar zu Ende erzählt, aber das besondere Film- und Premierenerlebnis verlangt eigentlich nach einer Fortsetzung. Denn das war echt, aber gleichzeitig Kunst.

Lisa Thiel

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