Donnerstag, 10. November: Vor 50 Jahren schloss die Bundesrepublik Deutschland auch mit der Türkei ein Anwerbeabkommen, das türkischen Bürgern ermöglichen sollte, in Deutschland eine Arbeit zu finden und im Gegenzug helfen sollte, den hohen Arbeitermangel unseres Landes mit Gastarbeitern zu beseitigen. Das runde Jubiläum diente der sechsten Auflage der Filmhaus-Filmreihe „Tüpisch türkisch“ als willkommener Anlass, unter dem Titel „Happy Birthday, Türke!“ auf fünf Jahrzehnte des kulturellen Austausches zurückzublicken. Eröffnet wurde das viertägige Programm aus Filmen, Lesungen, Videocollagen, Diskussionen und Parties mit einer Lesung von Doğan Akhanlı, der in seinem Text „Mein Name war Ford“ einige autobiografische Erlebnisse Revue passieren ließ. So berichtete der Autor von seiner Kindheit in der Türkei, einer kulturellen Sehnsucht nach Frankreich und den ersten Eindrücken von Deutschland, einem Land, das in Akhanlıs Heimat für Ehrlichkeit, Fleiß, Zuverlässigkeit und technischen Fortschritt stand. 1991 brach er dann nach Deutschland auf, wo er seit 1995 als Autor in Köln ansässig ist.
Den weiteren Verlauf des Abends erläuterte anschließend Amin Farzanefar, der das Filmprogramm der Reihe zusammengestellt hatte. 60 bis 80 neue Filme entstehen jährlich in der Türkei, auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine rege Produktion an Filmen und Serien, die von der zweiten und dritten Generation der ehemaligen „Gastarbeiter“ gedreht werden und sich mit dem Leben der Deutsch-Türken hierzulande beschäftigen. Für Farzanefar war es wichtig, in der Geburtstagsausgabe der Filmreihe möglichst viele unterschiedliche Strömungen der Darstellung türkischen Lebens in Deutschland im Laufe der letzten 50 Jahre widerzuspiegeln. Dabei hat er sich bewusst für Werke entschieden, die nicht unbedingt die erste Wahl für ein solches Festivalprogramm waren. Sein Bestreben nach selten gezeigten Filmperlen zeichnete sich aus. So beeindruckte am Eröffnungsabend der essayistische Kurzfilm „Alamanya Alamanya Germania Germania“ von Hans A. Guttner, der Gedichte türkischer Autoren zu ihrer Situation in Deutschland mit Schwarz-Weiß-Bildern ihrer realen Arbeitssituation kombinierte. Danach warf der bekannte türkische Schauspieler Tunçel Kurtiz in der Dokumentation „E5 – Die Todesstrecke“ aus dem Jahr 1978 einen Blick auf die seinerzeit hoch frequentierte Autobahnverbindung aus Zentraleuropa in die Türkei.
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