Sonntag, 6. März: Volljährig geworden ist das „besonders wertlos“-Festival in diesem Jahr mit seiner 18. Ausgabe, dabei war es von Anfang an ein Bestreben der Macher des „Festivals des deutschen psychotronischen Films“, Filme mit dem FSK-Siegel „ab 18 Jahren“ zu zeigen. Begonnen hatte alles 1999 als von Studenten organisiertes Trashfilm-Festival an der Ruhr Universität Bochum, und nachdem man sich im Bahnhof Langendreer in Bochum zu einem respektablen Festival mit Stargästen gemausert hatte, folgte 2013 der Umzug ins Filmhaus-Kino in Köln. Dort passierte es nun bei der Projektion des Dokumentarfilms „Verfluchte Liebe deutscher Film“ von Dominik Graf und Johannes Sievert zum ersten Mal, dass die Macher Interessenten zurückweisen mussten, weil die Platzkapazitäten des Kinos restlos erschöpft waren. In Bochum sei dies auch einmal der Fall gewesen, so Festivalleiter Kai Krick, als die Vorführung der Christian-Anders-Trashgranate „Die Todesgöttin des Liebescamps“ mehr Zuschauer anzog, als das Kino Plätze bot. Im Anschluss an die Präsentation der Dokumentation, die dieses Jahr auf solch großes Interesse stieß, bot das „besonders wertlos“-Festival eine Podiumsdiskussion mit sechs Beteiligten des Films.
Neben Regisseur und Produzent Sievert und seinem WDR-Redakteur Frank Tönsmann waren noch vier der Experten zu Gast, die sich in „Verfluchte Liebe deutscher Film“ sachkundig zu den abwegigeren und von der Wissenschaft meist missachteten Produktionen der deutschen Filmgeschichte geäußert hatten. Lisa Gotto, Professorin für Filmwissenschaft an der ifs Köln, lobte Sieverts und Grafs Film als „Archäologie deutscher Genreproduktionen“, während sie das Festival selbst als „Schutzraum dieser Filme“ bezeichnete, da „vieles davon ansonsten kaum zugänglich“ sei. In der Diskussion ging es auch um die Finanzierbarkeit von Genrefilmen und inwiefern das Fördersystem des deutschen Films dem Entstehen dieser Produktionen heutzutage im Wege stehe. Rainer Knepperges, dessen Kurzfilm „Tour Eifel“ als Vorfilm gezeigt wurde, sprach sich für Förderungen aus. Allein das Prädikat „besonders wertvoll“, das er seinerzeit für den Film zusammen mit einer Prämie von rund 15.000 DM erhalten hatte, habe die Finanzierung seines Langfilmdebüts „Die Quereinsteigerinnen“ zu 50% gesichert. „Es ist immer mal wieder etwas möglich, man muss nur die Gelegenheiten ergreifen“, so der Regisseur. Einer, der in den letzten Jahren sämtliche seiner Filme ohne Förderungen oder Fernsehbeteiligungen produziert hat, ist Wolfgang Büld. Der Filmemacher realisierte zuletzt in erster Linie Genrefilme für den englischsprachigen DVD-Markt.
2016 war Büld nun Ehrengast des „besonders wertlos“-Festivals, auf dem neben „Verfluchte Liebe deutscher Film“, in dem er als Interviewpartner zu Wort kam, auch zwei seiner Regiearbeiten, „Brennende Langeweile – Bored Teenagers“ und „Gib Gas – Ich will Spaß!“, gezeigt wurden. „Genrefilme haben mich von Anfang an interessiert. Obwohl ich die Genres häufig gewechselt habe, sind Thriller und Horror mein Lieblingsgenre“, so Büld. Am bekanntesten dürfte er hierzulande aber sicherlich für seine Musikfilme sein, insbesondere „Gib Gas – Ich will Spaß!“, der Neue-Deutsche-Welle-Film mit Nena, Markus und Extrabreit, genießt unter Fans Kultstatus. Vor der Projektion des Films als 35mm-Kopie am Sonntagabend plauderte der Regisseur aus dem Nähkästchen. Eigentlich war zunächst ein Film unter dem Titel „Da da da – Die Schule brennt“ mit Trio geplant, bei dem Nena und Markus lediglich Nebenrollen bekleidet hätten. Aber als Trio wegen einer LP-Produktion aus dem Projekt ausstieg, schrieb man das Drehbuch der deutschen „American Graffiti“-Variante „Rummelplatz der Liebe“ zu einem Vehikel für Markus und Nena um. Letztere kannte zu Beginn der Dreharbeiten noch kaum jemand, doch als „Gib Gas – Ich will Spaß!“ dann in die Kinos kam, hatte Nena bereits zwei Lieder in den Charts platzieren können und bescherte dem Film 1,8 Millionen Besucher und den Verkauf in 35 Länder.
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