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Hat dann doch über 500 Seiten weiße Blätter überwältigt: Craig Thompson
Foto: Thompson / Reprodukt

Kampf den weißen Blättern

02. Dezember 2024

Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24

Craig Thompson feierte 2004 mit seiner autobiografischen, vom fundamentalen Christentum und ärmlichen Provinzleben der Familie geprägte Graphic NovelBlanketsgroße Erfolge. Als 2011 „Habibi“ folgt, hagelt es Vergleiche mit Will Eisner. Nun blickt Thompson nach Jahren des Haderns abermals in seine Kindheit und Jugend: „Ginsengwurzeln“ erzählt von der Landarbeit in den 80er Jahren in Wisconsin. Der opulente Band erzählt auf 500 Seiten auch von Thompsons Karriere-Hochs und -Tiefs und lässt die amerikanische Landwirtschaft seit dem 17 Jahrhundert ebenso Revue passieren wie die Geschichte der Ginsengwurzel. Kurz: ein Opus Magnum in entsprechend detailreichen, aufwändigen Zeichnungen voll Raffinesse, die die Möglichkeiten des grafischen Erzählens voll und ganz auslotet (Reprodukt). 

Mit „Das Kind“ schließt Lukas Kummer seine kongeniale Adaption von Thomas Bernhards Autobiografie ab. Auch hier findet er mit Wiederholung und Variation auf der Bildebene eine passende Übersetzung von Bernhards Sprache ins Visuelle und stellt eine sachliche, spröde Erzählebene her, die aber die Details von Bernhards weitgehend liebloser, schwieriger Kindheit kaum abfedern können und sicher auch nicht wollen (Residenz Verlag).

Zwischen dem Horror bei Thomas Bernhard und dem bei Lovecraft sind Welten: Nur der frühe Tod scheint die beiden zu vereinen. Aber wo Bernhard seinen Ruhm noch erlebte, blieb das dem amerikanischen Fantasten H.P. Lovecraft verwehrt. Er schrieb zeitlebens fast nur für Pulp-Magazine, die Wertschätzung kam erst später. „Der letzte Tag von Howard Phillips Lovecraft“ von Romuald Giulivo und Jakub Rebelka widmet sich dem Todestag des Autors, der von einer seiner Figuren auf- bzw. heimgesucht wird, die ihn auf einen wilden, alptraumhaften Ritt durch sein Leben begleitet. Bleistiftzeichnungen wechseln mit blutroten, psychedelischen Wahnbildern zu einem existentialistischen Trip (Splitter). Sechs Hilda-Comics gibt es, jetzt legt Luke Pearson mit „Hilda und Hörnchen – Das Regenversteck“ nach. Hier spielt Hildas Begleiter Hörnchen eine größere Rolle, daneben eine riesige weiße Schlange. Ein neues, fröhliches Abenteuer dieser schön gezeichneten Serie mit philosophischer Grundierung. Nur die Aufmachung ist ohne Leinen und mit knalligerem Druck nicht mehr so schön (Reprodukt).

Christian Meyer-Pröpstl

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