Manu Larcenets Comics lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Da sind melancholisch-humorische Serien wie „Der alltägliche Kampf“ oder „Die Rückkehr aufs Land“, die sich um Wahrheit bemühen, dann seine Fantasy-Arbeiten für „Donjon-Parade“ und schließlich seine düsteren, existentialistischen Arbeiten wie die Serie „Blast“, die Literaturadaption „Brodecks Bericht“ und nun „Die Straße“, ebenfalls eine Romanadaption. Larcenet findet mit seinen sehr genauen, düsteren Zeichnungen die passenden Bilder für die Dystopie, die einen Mann und seinen kleinen Sohn bei ihrem Weg durch die postapokalyptischen USA zeigen. Das Grauen kennt keine Grenzen, aber die Dialoge zwischen Vater und Sohn tarieren fein die letzten moralischen Fragen aus. Dies, die großartigen Zeichnungen und ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende machen das düstere Meisterwerk erträglich (Reprodukt).
Auch Nicolas de Crécy ist ein toller Zeichner – seine Farbzeichnungen sind ein Augenschmaus. In „Transit Visa“ erinnert er sich auf über 400 Seiten an eine Reise, die er 1986 mit seinem Cousin von Paris durch den Balkan in die Türkei unternahm. Für die Leser:innen eine Zeitmaschine in die 80er Jahre und den Ostblock, ist für de Crécy auch das Erinnern an die Reise und die damit verbundenen Unklarheiten und Assoziation an weitere Erlebnisse ein Thema, das immer wieder zu absurden Momenten führt. Und so greift der Comic langsam auf de Crécys Leben aus und wird fast zu einer Art Autobiografie (Reprodukt).
Mikaël Ross‘ Bibliografie ist sowohl thematisch als auch zeichnerisch sehr vielseitig. Zuletzt erschien von ihm die großartig Klang visualisierende Beethoven-Biografie „Goldjunge“. Mit „Der verkehrte Himmel“ wagt er nun ästhetisch eine Annäherung an Manga: Zwei Teenager mit asiatischem Migrationshintergrund treffen in einer Berliner Plattenbausiedlung auf ein vietnamesisches Mädchen, das in die Fänge eines Mädchenhändlers geraten ist. Konsequent aus der Perspektive der Jugendlichen erzählt entfaltet „Der verkehrte Himmel“ nicht nur einen Sog wie in einem Thriller, sondern funktioniert auch auf einer emotionalen Ebene. Ross ist inzwischen einer der spannendsten deutschsprachigen Comic-Künstler (avant verlag).
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