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Durchtrainiert: Cindy Blackman
Foto: Presse

Keine Zeit zum Flittern

01. Januar 2011

Cindy Blackman besucht Köln - Improvisierte Musik in NRW 01/11

„Um Gottes Willen, alles, nur nicht Elvis Presley! Eher bei McDonald‘s.“ Das soll Carlos Santana jüngst auf die Frage geantwortet haben, ob er vielleicht in der Elvis-Kirche in Las Vegas heiraten wolle. Mehr als dreißig Jahre war er mit Deborah verheiratet, drei Kinder segneten die Ehe. Jetzt hat ein Beckenschlag sein Herz erschüttert, kein Handklapps auf den Jeansstoff, sondern ein Donnerschlag auf ein Crash-Messingbecken. Ein unwahrscheinlich energiegeladenes Power-Solo der Schlagzeugerin Cindy Blackman, die im Santana-Konzert in Chicago das rhythmische Latino-Feuer in der Carlos-Band verantwortete, verführte den Bandleader zu dem geschmacklosen Publicity-Gag, seinen Heiratsantrag an die sportive Fünfzigjährige vor seinem johlenden Publikum zu formulieren. Kurz vor Weihnachten wollte er dann auf der Hawaii-Insel Maui die neue Beziehung legalisieren, eine Partnerschaft „voll Reinheit und Unschuld“, so schwärmte der mexikanische Gitarrenkönig. Er kann sich dabei nicht zu viel Zeit zum Flittern lassen, denn seine neue Liebe muss Anfang Januar in Köln am Rhein ihre aktuelle Band vorstellen. Cindy Blackman gastiert mit eigener Musik im Alten Pfandhaus. Die meisten Musikfreunde erreicht die Boston-studierte Musikerin mit ihren Engagements bei Pop-Stars wie Santana oder dem Funk-Rocker Lenny Kravitz, mit dem sie mehr als zehn Jahre lang die Massen rockte. Powerfrau ist Cindys zweiter Name, denn selbst Punkjazzer wie Bill Laswell rufen die zierliche, aber total durchtrainierte Muskel-Musikerin an. In goldenen Swingzeiten im berühmten Club Subway in den Tagen von Jackie McLean, Joe Henderson, Don Pullen oder Sam Rivers trommelte die damals junge Frau schon in den Promibands, als Frauen am Bass oder Schlagzeug noch wie Einhörner wirkten – ungewohnt und einzigartig. Damals wurde aber bereits klar, dass nicht die filigranen perkussiven Tupfer und die Kunst der kleinen Glocke Spezialitäten der Dame aus Ohio sind, sondern eine auch optisch präsentierte Kraft, die auch heute fasziniert und manchen sogar enthusiasmiert – man muss sie aber nicht immer gleich heiraten, wie Carlos.

Cindy spielt regelmäßig als Bandleaderin CDs mit eigener Musik und arrangierten Lieblingssongs ein, manchmal auch in akustischer Besetzung. Wenn sie aber auf Tour geht, dann lässt sie es krachen: Mit E-Gitarre und Slapbass ruft sie die Funkytime aus. Von den Legenden der Drummerliga steht ihr Tony Williams am nächsten, einer der Miles-Schlagzeuger, die die Emanzipation des Schlagzeugs vom Metronom zum aktiven Mitmusiker entscheidend betrieben hat. Cindy hat die ganzen aktuellen Strömungen bis in den harten Rock aufgesogen, sie bedient für ihre eigene Musik gekonnt alle Register, die ihr gefallen. Als Frau Santana werden die südamerikanischen Rhythmen Auffrischung erfahren. Der Mittsechziger Carlos und seine Cindy erleben ja hoffentlich einen zweiten Frühling – wir wünschen ihn diesen Weltbürgern.

Konzert im Alten Pfandhaus am 8.1., 20 Uhr I www.altes-pfandhaus.de

Olaf Weiden

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