Ob durch Stipendien, Wettbewerbe oder Nachwuchsfestivals: junge Künstler brauchen Unterstützung. Sie brauchen aber auch eine Bühne, auf der sie sich ausprobieren können, und auf der sie wahrgenommen werden.
Für junge Schriftsteller wurde mit der Reihe „Land in Sicht“ Ende 2014 auch in Köln eine solche Möglichkeit geschaffen. Seitdem laden die fünf literaturbegeisterten Veranstalter fast monatlich junge Autoren ins Café Fleur. Erwünscht ist die Vielfalt: Bestenfalls soll eine Mischung aus Prosa, Lyrik sowie szenischen Texten und Essayistischem zu erleben sein, wie Mitveranstalter André Patten erklärt.
Die Maiausgabe (am 12.5.) der Lesung bringt dem Besucher vier junge Autoren näher, wobei der Schwerpunkt auf der erzählenden Prosa liegt. Nur die gelernte Cellistin Ann-Kathrin Ast stellt mit ihren kurzen Gedichten eine Ausnahme dar. Räume und konkrete Orte liegen ihren Werken zu Grunde. Man wünscht sich als Zuhörer zur besseren Würdigung des Spiels mit fragmentierten Sätzen zwar manchmal den Text vor sich. Doch die Werke aus dem Mund der Autorin zu hören, bietet durchaus einen Mehrwert: Den ungewöhnlichen Rhythmus ihrer Performance sieht man dem reinen Text eben nicht an.
Die in Russland geborene Maria Jansen erzählt in „Die Unglücklichen“ aus der Perspektive einer depressiven, zurückgezogen lebenden Frau, die sich wegen ihres Nachbarn wieder auf die Straße traut. Die kurzen Vorstellungen der Autoren bieten dem Besucher von „Land in Sicht“ nur rudimentäre Eckdaten. Auch aufkommende Fragen der Zuschauer werden auf der Bühne nicht beantwortet, hier konzentriert sich alles auf die Werke.
Ein Gespräch wünscht man sich aber mit einem Autor wie Valentin Moritz. Dessen Erzählung ist scheinbar in einer Endzeitszenerie angesiedelt, aber trotz konkreter Figuren bleibt sie sehr rätselhaft. Da hilft die Offenheit der Kölner Lesereihe weiter: In der Pause und nach der Veranstaltung können Fragen direkt mit den Autoren geklärt werden. So wirkt „Land in Sicht“ auch wie ein Szenetreffen für Schreiber und interessierte Leser. Das wohlwollende Publikum und die stimmige Atmosphäre hat sich anscheinend auch an den größeren Schreibschulen des Landes herumgesprochen. Mehrfach waren bereits Absolventen oder Studierende aus Hildesheim oder Leipzig da, wo Veranstalter André Patten ebenfalls studiert.
Auch Alina Herbing hat in Hildesheim „Kreatives Schreiben“ studiert. Sie liest aus ihrem Erstlingsroman, an dem sie zurzeit arbeitet. Auch sie schreibt in Ich-Perspektive aus der Sicht ihrer Hauptfigur, einer jungen Frau, die sich in der ausführlich geschilderten Umgebung eines Bauernhofs bald zwischen zwei Männern entscheiden muss.
„Land in Sicht“ erweitert das Kölner Angebot sowohl für schriftstellerischen Nachwuchs wie für das literarisch interessierte Publikum. Bei der letzten Veranstaltung vor der Sommerpause (9.6.) soll dann auch wieder ein szenischer Text zu hören sein.
Lesereihe „Land in Sicht“ | nächster Termin: 9.6. | Café Fleur | www.landinsicht.koeln
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