Donnerstag, 12. März: Schon die Kölner Erstaufführung des Films „Am Kölnberg“, die Ende Januar im Rahmen des „Stranger than Fiction“-Festivals stattgefunden hatte, stieß auf unglaubliche Resonanz. Joachim Kühn von der Kino Gesellschaft Köln merkte an, dass damals doppelt so viele Interessenten erschienen waren, als das Filmforum Plätze bietet. Deshalb entschloss man sich dazu, den Film in Anwesenheit seiner Macher nun erneut zu zeigen und ab sofort auch auf den täglichen Spielplan der Filmpalette zu setzen. Auch die zweite Vorführung mit den beiden jungen Regisseuren Laurentia Genske und Robin Humboldt bescherte dem Filmforum ein ausverkauftes Haus. „Es freut uns sehr, dass der Film auf solch großes Interesse stößt“, merkte Kühn in seiner Eröffnungsrede an. „Am Kölnberg“ beschäftigt sich mit dem gleichnamigen, neun Hochhäuser umfassenden Häuserkomplex an den Südausläufern Kölns, der sich in den letzten Jahren zu einem sozialen Brennpunkt der Stadt entwickelt hat. In den rund 1300 Wohneinheiten hausen rund 4100 Menschen aus 60 Nationen, der Ausländeranteil beträgt rund 60 Prozent.
Genskes und Humboldts Film entstand als Projekt an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), was den angehenden Filmemachern ermöglichte, mit einem üppigen Zeitpolster an die Sache heranzugehen. Dreieinhalb Jahre arbeiteten sie an dem Film, wodurch sie ihren vier Protagonisten auch menschlich sehr nahe kamen. Nach wie vor stehen sie mit ihnen in Kontakt, lediglich den nach Dormagen verzogenen Karl Heinz haben sie ein wenig aus den Augen verloren. Viele der Kölnberg-Bewohner sind auf die eine oder andere Weise abhängig, seien sie nun Alkoholiker oder Drogensüchtige. Über Vision e.V., den „Verein für innovative Drogenselbsthilfe“, kamen Genske und Humboldt mit ihrer Protagonistin Sabine in Kontakt, die zur Filmpräsentation ebenfalls persönlich anwesend war. „Vision hat mir von den verrückten Studenten erzählt, die einen Film drehen. Da ich reich und berühmt werden will, habe ich direkt zugesagt, bei dem Projekt mitzuwirken“, erläuterte Sabine nach der Filmprojektion dem Publikum. Zumindest auf regionaler Ebene hat das mit der Bekanntheit schon geklappt. Während der Drehzeit wurde sie häufig von Anwohnern beschimpft und bedroht. „Man darf nicht denken, dass es einfach ist, mit einer Kamera am Kölnberg zwischen all den Klein- und Großkriminellen herumzulaufen“, kommentierte Sabine. Die Kamera empfanden einige als Bedrohung, was sich nun, nachdem der Film bereits öffentlich gezeigt wurde, verändert hat.
Kameramann Johannes Waltermann fühlte sich beim Dreh „weniger bedroht, als man im Vorfeld vermutet hatte.“ Misstrauen entstand aber dennoch, da das kleine Drehteam von einigen der Bewohner für Polizisten gehalten wurde. Irritationen gab es bei den Zuschauern im Filmforum darüber, dass trotz des hohen Ausländeranteils vor Ort keiner der vier Protagonisten des Films einen Migrationshintergrund hat. Robin Humboldt merkte dazu an: „Das hat sich so entwickelt, dass wir am Ende nur Muttersprachler porträtierten. Bei den Ausländern war die Angst, in eine Ecke gedrängt zu werden, größer. Viele von ihnen wollten auch nicht, dass öffentlich wird, dass sie Am Kölnberg wohnen.“ Denn die Hochhaussiedlung und ihre Bewohner haben ihn Köln mit etlichen Vorurteilen zu kämpfen. Auch auf Ämtern und Behörden wird man abgestempelt, wenn man „Am Kölnberg“ als Adresse angibt. Deswegen planen die Filmemacher, Sondervorstellungen für Mitarbeiter der Stadt und Politiker zu organisieren, die bereits großes Interesse daran angemeldet haben. Sie alle, insbesondere die Angestellten des Ordnungsamtes, wollen dadurch mal einen anderen Blick auf das Viertel erhalten, in dem sie so oft zu tun haben.
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