Mittwoch, 17. Mai: Seit dem Jahr 2005 wird am 17. Mai der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie, kurz IDAHOT, begangen. Einmal im Jahr soll auf diese Weise an den 17. Mai 1990 erinnert werden, an dem die Weltgesundheitsorganisation beschloss, Homosexualität nicht länger als Krankheit einzustufen. Doch der Aktionstag ist mehr als die Feier eines viel zu spät abgeschafften Missstandes, denn Transsexualität wird nach wie vor als psychische Störung geführt. Zur Kundgebung auf dem Kölner Roncalli-Platz neben dem Dom wies Aktivistin und Transfrau Martina deswegen eindringlich darauf hin, dass noch ein weiter Weg zu beschreiten sei, bis die entsprechenden Vorurteile abgebaut und Transsexuelle selbstbestimmt leben können. Mehrere hundert Demonstranten ließen im Anschluss an die Ansprachen gemeinsam Luftballons in den Himmel steigen, an die sie Karten mit persönlichen Forderungen nach mehr Toleranz, Akzeptanz und Gleichberechtigung gebunden hatten. Um die politische Dimension des IDAHOT zu unterstreichen, hatten die Organisatoren der homochrom-Filmreihe und des gleichnamigen Filmfestes um 19 Uhr ins benachbarte Filmforum geladen, wo nicht nur Filme zum Thema gezeigt wurden, sondern auch eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen stattfand.
Ehrengast der Veranstaltung war die noch amtierende Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, die Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Barbara Steffens. Die hatte im Vorjahr auf dem Filmfest homochrom den Kurzfilm „Por un beso“ des spanischen Regisseurs David Velduque gesehen, der einen nachhaltigen Eindruck bei der Politikerin hinterlassen hatte. Der Film, der Gewalt gegen Homosexuelle thematisiert, wurde von Steffens‘ Ministerium gemeinsam mit Martin Wolkner von homochrom ausgewählt, um am IDAHOT in rund 25 Kinos, größtenteils in Nordrhein-Westfalen, als Vorfilm in regulären Vorstellungen gezeigt zu werden. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung und Thematisierung der Probleme von LGBTI-Menschen, und es war mir wichtig, dass wir damit auch Zuschauer erreichen, die nicht ohnehin schon in der Thematik drinstecken“, so Barbara Steffens. Gerade hinsichtlich der Mehrheitsverhältnisse im Land und dem rechtspolitischen Erstarken sei es wichtiger denn je, starke und engagierte Selbsthilfeprogramme in der Community zu fördern und zu unterstützen, so die Ministerin weiter. Mit „Headspace“ wurde am Abend auch ein Kurzfilm des britischen Transmannes Jake Graf als Deutschlandpremiere gezeigt, der die vielfältigen alltäglichen Probleme transsexueller Menschen in wenigen Minuten eindrucksvoll auf den Punkt brachte.
Zur anschließenden Podiumsdiskussion begrüßte Moderatorin Caroline Frank von der NRW-Gleichstellungskampagne „anders und gleich“ auf der Bühne neben Steffens auch Şefika Mai von der „Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben, Schwule und Trans* in NRW“ sowie Alia Khannum von der Flüchtlingsorganisation „Queer Refugees for Pride“. Dabei wurde auf die jüngst vorgelegten Zahlen aufmerksam gemacht, nach denen 2016 bundesweit rund 300 Gewalttaten gegen LGBTI-Menschen verübt wurden, von denen vier tödlich endeten. Die Dunkelziffer sei jedoch noch ungleich höher. Mai betonte in diesem Zusammenhang, dass PolizistInnen ebenfalls weiter für das Thema sensibilisiert werden müssten, damit bei so genannten Hassverbrechen die Motivationen hinter den Taten erkannt und diese folglich richtig eingeordnet würden. Bei entsprechenden Fortbildungen würde die „Anti-Gewalt-Arbeit“ hier ebenfalls unterstützend mitwirken. Die aus Pakistan stammende Transfrau Alia Khannum war vor vier Jahren nach Deutschland gekommen und engagiert sich mittlerweile bei der 2015 gegründeten Kampagne „Queer Refugees for Pride“. Diese soll insbesondere Flüchtlingen mit LGBTI-Hintergrund eine eigene Stimme geben und diese sichtbar machen. „Da queere Deutsche selbst keine Flüchtlingserfahrungen haben, ist es notwendig, dass eine Koordinierungsstelle geschaffen wird, in der Flüchtlinge als Ansprechpartner den Betroffenen mehr Verständnis entgegenbringen und ein größeres Vertrauen entstehen lassen können“, sagte Khannum. So wurde gleich auf mehreren Ebenen deutlich, dass es nach wie vor Handlungsbedarf gegen Homophobie und Transphobie gibt, und dass die durch den IDAHOT generierte Aufmerksamkeit für das Thema absolut notwendig ist.
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