„Das Bühnenlicht ist gleich, aber damit hat es sich dann auch mit den Gemeinsamkeiten“, sagt Werner Meyer. Theater und Tanz stellen für den Fotografen, der seit elf Jahren in NRW das Bühnengeschehen mit der Kamera begleitet, vollkommen unterschiedliche Arbeitsfelder dar. Während im Theater die Gesichter den Schauplatz der Emotionen bilden, ist es beim Tanz der Körper, mit dem das Leben verhandelt wird. Meyer, der seine Kölner Atelierräume an historischer Stätte, im Haus von Chargesheimer, unterhält, bereitet sich mit den Stücktexten auf seine Einsätze als Theaterfotograf vor. „Beim Tanz ist die Geschwindigkeit anders, man wird unablässig überrascht. Geht man mit den Tänzern auf den Boden, springen sie im nächsten Moment himmelhoch über einen hinweg.“
Trotzdem ist die Einfühlung in eine Szene entscheidend für ein gelungenes Foto. An der Schwelle vom analogen zum digitalen Zeitalter offenbarten sich die technischen Gegensätze oftmals im ästhetischen Ergebnis. Wo die analoge Kamera auf den Moment lauerte, in dem eine Szene dramaturgisch auf den Punkt gebracht wurde, bot die digitale Kamera ein Bildgewitter, in dem mitunter die entscheidende Geste verloren ging.
Werner Meyer muss schnell sein, wenn er bei den Proben zu Choreographien von Silke Z., Barbara Fuchs oder Ilona Pászthy fotografiert. Auf Strümpfen huscht er zwischen Kabeln und Kulissen über die Bühne, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen. „Am Besten ist es, wenn mich alle vergessen“, denn sonst wird es „privat“ wie er sagt, weil sich die Darsteller für seine Kamera in Pose werfen. Vorausschauend muss er sein, und ein Gespür für die Entwicklung einer Choreographie besitzen, „damit man später sehen kann, wie die Wassertropfen einzeln in der Luft stehen“. Eine solche Fotosession „geht in die Knochen“, gesteht Werner Meyer, der in einer Hand stets die schwere Kamera balancieren muss. Und die Körper der Tänzer genügen oftmals im Bild nicht, auch die Augen müssen zu sehen sein, „und wenn jemand eine Pirouette dreht, wo bekomme ich dann die Augen zu packen“, gibt er zu bedenken.
In Köln hat sich Werner Meyer lange Zeit das Revier mit dem vor zwei Jahren verstorbenen Wolfgang Weimer geteilt, der für die Freien Bühnen eine Art Institution darstellte. Zu ihm hätte er gerne mehr Kontakt gehabt, sagt Meyer, „aber ich habe ihm natürlich auch ein stückweit sein Brot weggenommen“, fügt er hinzu. Meyers Tanzfotografie ist zu einem Augenschmaus herangereift. Er besitzt den Mut, den Tänzern mit der Kamera nah auf den Körper zu rücken. Von Sylvana Seddig sind ihm packende Bilder gelungen, die demonstrieren, wie sich die Intention einer Choreographin manchmal erst so richtig im Bild realisiert. Das sind dann nicht mehr Fotos, die nur das Bühnengeschehen dokumentieren, sondern die Inszenierung wird im Bild weiter gedacht, so dass ihre Ironie, Frechheit, Anmut oder Kraft in der Fotografie ihren Ausdruck erfährt. Werner Meyer ist einer, der eine Inszenierung zu lesen versteht. Deshalb machen uns seine Arbeiten entweder neugierig auf die aktuellen Produktionen der Szene oder sie liefern uns im Bild eine Erinnerung an jene atemberaubenden Momente einer Kunst, die sich der Bewegung und deshalb dem Verschwinden verschrieben hat.
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