Montag, 8. Oktober: Was, wenn sich alle mal die Wahrheit ins Gesicht sagen würden? Als Thomas (Florian David Fitz) vor dem Abendessen in engem Kreis verkündet, sein bald erwartetes Kind solle den Namen Adolf erhalten, findet das nicht nur sein großer Bruder, der versnobte Literaturprofessor Stephan (Christoph Maria Herbst) befremdlich und geschmacklos. Einmal entgleist, lässt sich der Abend trotz aller Bemühungen der Beteiligten (Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse) nicht mehr einfangen und vieles, was sonst verschwiegen wurde, kommt nun – endlich? – an die Oberfläche. Die neue Komödie von Sönke Wortmann ist da und basiert nach „Frau Müller muss weg!“ wieder auf einem Theaterstück, das auch in Frankreich schon verfilmt wurde.
Die Premiere von „Der Vorname“ fand am Montagabend in drei Sälen – davon einer für die Beteiligten und Gäste – des Cineplex beim Film Festival Cologne statt, wobei die Dialoge und die Darsteller für laute und leise Lacher sorgten. Zudem waren die sechs Darsteller – einschließlich Iris Berben in einer wichtigen Nebenrolle – zusammen mit Wortmann angereist und besuchten zumindest für einige Minuten jeden Saal.
Wortmann wollte vorab nicht zu viel verraten, sagte aber mit Blick auf das Original: „Einer der Gründe dafür, den Film nochmal zu machen, war, dass ihn in Deutschland keiner gesehen hatte. Es ist ein wichtiges Thema. Es geht, wie sich vielleicht herumgesprochen hat, auch um den Vornamen Adolf. In heutiger Zeit muss man, finde ich, diesen Namen noch mal diskutieren. Was hier gerade so passiert, finden wir alle nicht so in Ordnung. Deswegen dasselbe nochmal für hoffentlich viele Leute in Deutschland.“ Auch nur die Hälfte der Darsteller hatte vorher den Originalfilm gesehen, wie sie im Saal klarstellten.
Schauplatz des von der Film- und Medienstiftung NRW höchstmöglich geförderten Films ist Bonn. „Ich mochte Bonn schon immer, Bonn hat irgendwie… ich wollte nicht eine Stadt haben, die schon so abgefilmt ist wie Köln“, sagte Wortmann mit vorsichtiger Provokation und erntete einen herausfordernden Applaus. „Es sollte auch eine Universitätsstadt sein, in einer Tradition, die auch filmisch attraktiv ist, wo man sich einen linksliberalen Professor, gespielt von Christoph Maria Herbst, auch vorstellen kann. Aber, ich darf’s ja verraten, das meiste haben wir natürlich in Köln gedreht.“ Insbesondere betreffe dies die Innenaufnahmen – der weitaus größte Teil des Films entstand in einem Privathaus am Rhein, dessen Einrichtung für die Zwecke des Films angepasst wurde.
Insgesamt nahm der räumlich begrenzte Dreh nur 25 Tage in Anspruch, was dem vom Kölner Produzenten Marc Conrad in die Wege geleiteten Projekt allerdings kein wenig anzumerken ist. Wortmann bedankte sich für den „herzlichen Empfang“: „Ich hab das versprochen, in meiner ‚Heimatstadt‘, die Leute rasten aus.“ Der Film startet am 18.10. im Kino.
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