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Dortmunds Party- und Konzertlocation mit Geschichte: das FZW
Foto: Cornelia Suhan

Spekulationsobjekt Konzerthalle

01. Januar 2011

Die Zukunft des FZW sorgt für Verwirrung und Unsicherheit - Popkultur in NRW 01/11

Im Vergleich zu den Kapriolen der letzten Monate war es über 40 Jahre lang richtig ruhig und gemütlich rund um das Freizeitzentrum West. Der Laden, von Freunden und Anwohnern im Dortmunder Westen liebevoll FZW abgekürzt, war ein klassisch-sozialdemokratisches Stadtteilzentrum mit Jugend- und Kulturveranstaltungen verschiedener Art und, als besonderem Fokus, Pop-Konzerten. Den richtig großen Stars war der Club zwar immer zu klein, nicht wenige starteten auf den Bühnenbrettern des FZW aber Weltkarrieren. Mit den Jahren wurde das am Neuen Graben beheimatete Gebäude aber immer baufälliger, so dass man begann, sich Gedanken um die Zukunft zu machen. In gewisser Hinsicht nahm dadurch eine Dynamik ihren Lauf, die dem FZW zumindest seine Ruhe und Gemütlichkeit endgültig geraubt hat. Denn die Pläne von Rat und Dezernat wurden schnell hochtrabend: Ein Neubau sollte es sein, und zwar mitten auf der Kulturmeile rund um das Dortmunder U. Es entstand eine Konzert-Location mit Halle, Club und gastronomischem Bereich, die fortan als Leuchtturmprojekt für große Pop- und Rockkonzerte im Ruhrgebiet gelten sollte. Im September 2009 nahm die Mitarbeiterschaft ihren Dienst auf, und schnell kamen Künstler von einer Größenordnung nach Dortmund, die zuvor das Ruhrgebiet aufgrund mangelnder Auftrittsmöglichkeiten gemieden hatten.

Was dem neuen FZW allerdings von Anfang an fehlte, war eine angemessene Verwaltungsstruktur. Schließlich konnte niemand erwarten, dass wie vorher am Graben das Jugendamt die richtige Instanz sein könnte, um den nun deutlich komplexeren Betrieb zu organisieren. Im Gegenteil wollten die politisch Verantwortlichen schon bald nichts mehr von dem ursprünglichen Ziel einer eigenständigen GmbH in städtischer Trägerschaft als Unternehmensstruktur wissen und machten sich daran, nach privaten Betreibern zu suchen. Den Zuschlag für die Übernahme bekamen letztlich mit Till Hoppe und Thomas Pieper die Akteure, die auch schon die Gastronomie im Dortmunder U selbst bewirtschaften. Angesichts der bisherigen Aktivitäten der beiden Party-Veranstalter, zu denen u.a. die Organisation des Münsteraner Oktoberfestes gehört, ist es mehr als fraglich, ob im FZW weiterhin ein vielfältiges Konzert- und Kulturprogramm angeboten wird. Zumal der Rat Dortmunds in den Verhandlungen offenbar keine Auflagen zu Substanz und Rahmen des zukünftigen Programms machte. Im Gegenteil beinhaltet der Vertrag eine Klausel, wonach das Jugendamt das FZW für 30 bis 40 „jugendkulturelle Veranstaltungen“ im Jahr zurückmietet, und das für einen durchaus großzügigen Preis.

Hoppe und Pieper ließen in der Presse verlauten, sie wollen „den Laden nicht auf links krempeln“. Fakt ist aber, dass ihre Erfahrungen als Booker und Konzertveranstalter in dieser Größenordnung begrenzt sind. Aktuell sieht es so aus, dass die bisherigen Mitarbeiter auch von den neuen Betreibern beschäftigt werden. Hoppe und Pieper sind gut beraten, auf dieses Knowhow zurückzugreifen. Schließlich haben die langwierigen Verhandlungen schon jetzt zur Folge, dass die ersten Monate von 2011 im FZW konzertfrei bleiben werden.

www.fzw.de

CHRISTIAN STEINBRINK

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