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„Black Bismarck revisted“ von andcompany&co.
Foto: © MuTphoto/ Barbara Braun

Subversive Aktivisten

30. Juli 2015

NRW ist dreifach beim Doppelpass-Fonds vertreten – Theater in NRW 08/15

Die Truppe andcompany&co. ist regelmäßig im Düsseldorfer Forum Freies Theater zu Gast. Zuletzt mit ihren Produktionen „Black Bismarck revisted“ und „Orpheus in der Oberwelt: Eine Schlepperoper“. Jetzt kommt die Gruppe im Rahmen des Förderprogramms „Doppelpass“ der Bundeskulturstiftung gleich für zwei Jahre in die Landeshauptstadt. Zusammen mit dem Jungen Schauspiel Düsseldorf, dem Kinder- und Jugendtheater des Schauspielhauses, gründet sie eine Bürgerbühne für Staatenlose. Nicht-Bürger, Geflüchtete, Asylsuchende und Undokumentierte sollen dabei ihre Erfahrungen auf der Bühne vorstellen, die dann mit der Geschichte des deutschen Exils während der Nazizeit kurzgeschlossen werden sollen.

Mit dem 2011 ins Leben gerufenen Fonds Doppelpass setzt die Bundeskulturstiftung ihre Initiative fort, freie Gruppen mit festen Häusern in Kontakt und zur Zusammenarbeit zu bringen. Ziel sind nicht nur mehr Auftrittsmöglichkeiten für die freie Szene oder die Nutzung der Infrastruktur der Stadttheater, das Kernanliegen liegt in der gemeinsamen Erarbeitung einer künstlerischen Produktion. Dafür finanziert die Bundeskulturstiftung eine zweijährige Residenz der Gruppe am jeweiligen Theater mit jeweils 150.000 Euro – wobei aber nicht die Verpflichtung besteht, die Zeit durchgehend vor Ort zu sein. 2015 sind gleich drei Gruppen oder Häuser aus NRW dabei: Neben dem Jungen Schauspielhaus Düsseldorf wird das Bonner Tanzensemble CocoonDance seine Zelte am Stadttheater Osnabrück aufschlagen. Auch sie widmen sich dem Thema Flüchtlinge, allerdings hier mit Blick auf die Geschichte der Körper. Was hat sich an Kultur, an Erfahrung, an Herkunft in den Körper eingeschrieben? Was lässt sich in neuen Zusammenhängen überschreiben?

Und das Schauspiel Dortmund schließlich beherbergt eine der wahrscheinlich subversivsten Aktivisten-Truppen der deutschen Theaterlandschaft: Das Peng! Collective aus Leipzig/Berlin. Sehr lustig zum Beispiel ihre Aktion, als sie eine Live-Sendung des Esoterik-Senders AstroTV kaperten. Der Verdacht, dass die selbsterklärten Eso-Spezialisten über teure Hotlines Anrufer abzocken, steht schon länger im Raum. Mit dem fiktiven „Astro-Clown“ Pjotr Wasabi sind Peng! Collective in die Sendung marschiert, haben auf dem Kopf des Moderators ein Ei aufgeschlagen und die Einstellung des Senders vor laufender Kamera gefordert. Oder sie schickten einen fiktiven Wissenschaftler mit einer abstrusen Maschine zum „Shell Science Slam“ und inszenierten dort eine Öl-Katastrophe, indem sie den Raum unter Wasser, bzw. unter Öl setzten. Sehr schmutzig und sehr wirkungsvoll. In Dortmund wird das Kollektiv gemeinsam mit dem Schauspieldiefiktive PR-Agentur Die Populisten gründen. Sie soll die Möglichkeit von Aktionskunst im Stadtraum, im Netz oder im Theater zu den Themen Rechtsradikalismus in Dortmund sowie der nordrhein-westfälischen Waffenproduktion ausloten. Es kann also keiner von der Borussenfront hinterher sagen, er hätte es nicht gewusst.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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