Mittwoch, 13. November: Vertreter des Westdeutschen Förderkreises von Oiko Credit, bei denen man sein Geld nachhaltig anlegen kann, um das Wachstum in Entwicklungsländern zu fördern, luden zu einer Vorführung des Films von „System Error!“ in Anwesenheit des Regisseurs Florian Opitz („Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“) ins Cinenova-Kino ein. Obwohl der Film bereits vor anderthalb Jahren seinen offiziellen Kinostart hatte, könnte er heute nicht aktueller sein. Mit diesen Worten eröffnete die Moderatorin Ulrike Lohr die Veranstaltung und ergänzte: „Wir sehen, dass wir an die Grenzen des Wachstums gekommen sind, das wird aber, gerade in Bezug auf die Diskussionen um den Klimawandel, aktuell noch viel zu wenig beachtet.“ Genau wie die Gruppe „Parents for Future“, die sich ebenfalls mit den Grenzen des Wachstums auseinandersetzt, hatte auch „Oiko Credit“ im Foyer des Kinos Informationsstände aufgebaut, wo sich die Kinozuschauer über Alternativkonzepte und das Engagement jedes einzelnen vor und nach der Projektion des Films informieren konnten.
Im Gespräch vor der Leinwand erzählte Regisseur Florian Opitz dann, dass ihn das Thema schon in seiner Schulzeit beschäftigt habe. Denn bereits 1972 war eine Studie veröffentlicht worden, die die Gefahren des grenzenlosen Wachstums für die Erde deutlich machte. Opitz hatte sich wiederholt gefragt, warum die Politik darauf nicht eingehe, obgleich „doch jeder wissen müsste, dass unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht möglich ist“. Zunächst hatte er den Plan gehabt, in seinem Film auch etliche Alternativkonzepte zum Kapitalismus vorzustellen, hatte danach jedoch festgestellt, dass „das beschriebene System so groß ist, dass die kleinen Projekte im Vergleich dazu untergehen.“ Deswegen entschied er sich in der finalen Fassung des Films dafür, aufzuzeigen, was das Narrativ des stetigen Wachstums in unserer Welt so stark gemacht hat. Als er 2013 mit dem Dreh zu „System Error!“ begonnen habe, sei die Welt noch eine andere gewesen. Es hätte weder einen US-Präsidenten Trump noch den Brexit oder die Flüchtlingskrise gegeben. Einige dieser Veränderungen hätten sich vollzogen, als Opitz seinen Film drehte. So ist in seinem Film ein brasilianischer Rinderbaron zu hören, der optimistisch ist, dass sich mit einem entsprechenden Geldfluss die Politik beeinflussen lasse. Schon kurze Zeit später wurde der rechtskonservative Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten gewählt, der mit militärischer Härte gegen die Beschützer des Amazonas-Regenwaldes vorgeht und Naturschutzgebiete in Soja- und Mais-Monokulturen oder Aufzuchtflächen für Rinder umwandeln will.
Trotzdem zeigt sich Florian Opitz optimistisch. Denn seiner Meinung nach ist mittlerweile eine Generation herangewachsen, die sich nicht mehr von Politikern an der Nase herumführen lassen will. „Gerade diese erschreckenden Entwicklungen haben zu einem breiten Umdenken geführt. Alternativideen sind in den letzten Jahren immer mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, so der Regisseur weiter. Kritisch sieht er, dass die Ökologiebewegung lange Zeit in der Defensive war und man ihr eine romantische Verklärung der Vergangenheit unterstellt habe. Nun hätten aber immer mehr Menschen eingesehen, dass genau in diesem Zurückdrehen die Chancen für eine Zukunft liegen, da das grenzenlose Wachstum nicht funktionieren kann. Dieser Umdenkprozess läuft nur sehr langsam vonstatten, weil sich laut Opitz in unserem Bewusstsein zu stark verankert habe, „dass es uns schlecht geht, wenn es kein Wachstum gibt.“ Auch die Tatsache, dass bislang nur die radikalen Parteien erkannt haben, dass wir in „einer ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zeitenwende“ leben, lastet er den demokratischen Politikern an. Denn die Extremisten appellieren an unsere Angst und haben es verstanden, diese für ihre Zwecke zu nutzen. Zum Abschluss wies Ulrike Lohr noch einmal darauf hin, dass jeder einzelne seinen Beitrag leisten kann – indem er auf Ökostrom umsteigt, sein Geld bei einer nachhaltigen Bank anlegt, oder demonstrieren geht, um „die Politiker daran zu erinnern, was die Menschen wirklich einfordern.“
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