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Chi Chi aus dem Film „Kiki“: Gewinner des 1. QueerScope-Debütfilmpreises
Foto: Rebecca Ramlow

Tänzerische Transformation

18. Oktober 2016

„Kiki“ beim 6. Filmfest Homochrom – Foyer 10/16

Freitag, 14. Oktober: Tänzelnd erobert Chi Chi die Bühne. Der 30-Jährige ist einer der Protagonisten des Dokumentarfilms „Kiki“, Mitbegründer des gleichnamigen Hauses in Harlem und diesjähriger Gast bei der Premiere in NRW im Kölner Turistarama. Viereinhalb Jahre dauerte die Arbeit an dem Coming-of-Age-Film in der New Yorker Ballroom-Szene, doch es hat sich gelohnt: Immerhin gewann „Kiki“ den ersten HomoScope-Debütfilmpreis im Rahmen des nunmehr sechsten Homochrom-Festivals sowie den Doku-Teddy-Award bei der Berlinale. Regisseurin Sara Jordenö, die den Film in Zusammenarbeit mit einem der Darsteller drehte, der den sagenhaften Namen Twiggy Pucci Garcon trägt, war leider verhindert, so kam Protagonist Chi Chi zur Premiere. Schon als er klein war, kümmerte er sich um seine Mutter, die behindert war. Da begann wohl sein Sinn für Soziales. Die Kiki-Szene mitzubegründen, war auch ein bisschen so, als pflege er eine Mutter, scherzt er.


„Kiki“

Kiki ist eine Art sicherer Hafen für Jugendliche und zumeist afro-amerikanische, junge Erwachsene im New Yorker Stadtteil Harlem, die irgendwann feststellten, dass sie homosexuell oder lieber weiblich als männlich sein wollten. Das sogenannte „Voguing“, das Tanzen im Ballroom-Stil, das bereits in den 60er Jahren aufkam und in den 80ern aufblühte, dient dabei als Brücke. Denn, der Anlass, warum Kiki gegründet wurde, ist ein trauriger: Viele dieser jungen Menschen wurden aufgrund ihrer homo- und transsexuellen Neigung mit Ressentiments konfrontiert. Das Tanzen soll ihnen dabei helfen, besser aus sich heraus zu kommen und selbstbewusster zu werden. Kiki wird sozusagen zur Ersatzfamilie für soziale Außenseiter. Anhand von Interviews und authentischen Situationen, die den Zuschauer teilweise schmunzeln lassen, portraitiert der Film faszinierende Wandlungen transsexueller Menschen, die alle einzigartig, intelligent und äußert mutig sind. Parallel zu ihrer beeindruckenden Transformation wandelt sich auch Kiki von einem anfänglich noch holprigen Projekt in eine starke und kreative Gemeinschaft, die sich schließlich sogar dem Wettkampf stellt.

Nicht selten sind die Väter der Protagonisten jedoch Machos, die kein Verständnis für das weibliche Gehabe und die plötzlich bunten Kleider statt Kapuzenshirts und Turnschuhe ihrer Söhne haben. Mitunter werden sie auch in der Öffentlichkeit dafür angefeindet. Auch der Tod ist stets latent anwesend: „Wir sind eine Randgruppe, die eine sehr enge Beziehung zum Tod pflegt.“ Doch obwohl der Film von ernsten Themen wie Homophobie in Familie und Gesellschaft erzählt, über Gewalt, sexuellen Missbrauch, Drogen, bis hin zu HIV, Tod und Suizid, ist er nie kitschig. Stattdessen muss man manchmal sogar lachen, etwa, wenn die ersten Tanzschritte wortwörtlich daneben gehen oder auch, wenn Gia Marie Love, eine sehr große, üppige Person, von ihrem Coming-out berichtet, während sie parallel auf offener Straße von Jugendlichen, auf die sie eigentlich hinunterspucken könnte, angemacht wird. Der Humor ist einzigartig. 

Der Beifall ist groß, als Chi Chi, der einst Drogen konsumierte, wir wir ebenfalls erfahren, schließlich den Preis auf der Bühne entgegennimmt. „Die Arbeit an ‚Kiki‘ hatte für mich eine heilende Wirkung,“ sagt er und liefert zum krönenden Abschluss noch eine Kostprobe aus seinem Vogue-Tanz-Repertoire. Das Publikum ist begeistert.

Der Film wird in Dortmund am Donnerstag um 17.30 Uhr ebenfalls im Rahmen des Filmfest Homochrom gezeigt.

Rebecca Ramlow

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