Gute Ideen setzen sich durch, auch wenn man ihren Wert manchmal unterschätzt. 2004 rief Silke Z. die Reihe Tanzkonkret ins Leben. Regelmäßig trafen sich über die Jahre Ensembles aus Köln und aus ganz Deutschland, um den Dialog zwischen den Tänzern und ihrer Ästhetik zu entzünden. Irgendwann lag das Projekt brach, es fehlte auch die Kraft, die Finanzierung stabil zu halten. Jetzt, nachdem so einiges am Rhein in Sachen Tanz zu Bruch gegangen ist, feiert Tanzkonkret unter der Leitung von Maika Paetzold wieder Auferstehung.
Bis in den Dezember hinein werden insgesamt 20 Aufführungen von13 Ensembles stattfinden. Sie alle kommen aus Köln, das alte Konzept mit nationalen Gastproduktionen war nicht mehr zu stemmen, wie Maika Paetzold erklärt. Sie hat fleißig sichten müssen, denn etwa 80 Bewerber standen Schlange, um in der Orangerie des Volksgartens spielen zu dürfen. Alleine anhand den Zahlen tritt der enorme Bedarf zutage, der in der Szene steckt, die von der neuen Festival-Leiterin als „unglaublich kraftvoll und ideenreich“ beschrieben wird. Auch Ragna Kirck von der Orangerie zeigt sich erfreut über die Wiederbelebung von Tanzkonkret, „denn es existiert hier ein Ort, an dem viel Formate ausprobiert werden können und wir wollen, dass sich Neues auf dem Gelände entwickelt“.
Tatsächlich hat jede der 13 Gruppen eine spezielle Inszenierung für die Reihe produziert. So zeigt Ilona Pászthy ihr Stück „I see U No. 3“ (18. 9.) im Keller der Orangerie. Das Michael Douglas Kolletiv spielt „Anything Special“ (ebenfalls 18. 9.) im Theaterhaus und Mara Tsironi geht mit ihrer Produktion „Carne Vale-Fleisch, lebe wohl“ (16. 9.) in die Gärten der Orangerie. Sie zählt zu den jüngeren Choreographinnen, wie auch Carmen Casagrande, die mit ihren Schaufenster-Aktionen für Aufsehen sorgte. Die Mischung beweist, dass alle die Belebung des alten Labels Tanzkonkret unterstützen wollen. So zeigt etwa die arrivierte Stefanie Thiersch mit „Nature Morte“ (16. 10.) ebenfalls ihre aktuelle Uraufführung. Für den nächsten Herbst liegen die ersten Planungen schon vor, Stadt und Land NRW werden sich bemühen, mit Tanzkonkret eine Reihe zu unterstützen, die noch für Bindung innerhalb der Szene zu sorgen vermag.
Mehr Infos:
www.tanzkonkret.de
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