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Die Architektur der S-Bahnstation „Geldernstraße /Parkgürtel“ wirkt alles andere als vertrauenserweckend.
Foto: Christopher Dröge

Wo die Angst wohnt

28. April 2016

„Angst-Räume“ im städtischen Umfeld – Thema 05/16 Angsthase

Der Angstraum ist so etwas wie der kleine Bruder der No-Go-Area: Einer gängigen Definition nach handelt es sich dabei um öffentliche Bereiche, die in einem großen Teil der Passanten ein diffuses Gefühl der Bedrohung durch Kriminalität oder Gewalt hervorrufen – bei manchen ist dieser Eindruck so stark, dass sie diese Orte meiden und lieber Umwege in Kauf nehmen, als sie zu passieren. Klassische Kandidaten für Angsträume sind Parkhäuser, Tunnel und Unterführungen jeder Art, U-Bahnhöfe oder auch Parks – Orte, die nachts schlecht beleuchtet, verlassen oder auch verwahrlost sind.

Auch in Köln finden sich dutzende solcher Angst-Räume, die nach Anbruch der Dunkelheit alles andere als einladend sind. So etwa die S-Bahn- und KVB-Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel, dessen verwinkelte Architektur nur über schmale, schummrig beleuchtete Rampen zu erreichen ist. Oder auch das City-Parkhaus Ehrenfeld, das hinter dem Bezirksrathaus versteckt liegt und dessen Pförtner-Loge meist unbesetzt bleibt.

Das Bemerkenswerte an Angsträumen ist jedoch, dass hier das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, objektiv gesehen nicht größer ist als an unverdächtigeren Orten. Denn oft ist dort kein erhöhtes Vorkommen von Kriminalität zu verzeichnen. Was als Angstraum empfunden wird und was nicht, hängt vor allem von der Sichtweise des Betrachtenden ab. So sind etwa Frauen weitaus öfter sensibel für Angsträume als Männer, obwohl die meisten Gewalttaten gegen Frauen im häuslichen Umfeld erfolgen, während im öffentlichen Raum vorwiegend Männer Opfer von Gewalt werden. Angsträume entstehen so weniger aus einer realen Bedrohung heraus, als durch das gestörte Sicherheitsempfinden des Einzelnen.

Dennoch weisen Angsträume verbindende Merkmale auf, wie etwa fehlende Übersichtlichkeit. Schlechte Beleuchtung, durch Mauern verstellte Bereiche und enge Räume ohne Ausweichmöglichkeiten verhindern Blickbeziehungen zwischen Passanten und möglichen Zeugen, wodurch die soziale Kontrolle aufgehoben scheint. An Orten, die gemieden werden, kommt es wiederum weitaus häufiger zu Vandalismus, und die zunehmende Verwahrlosung ist für viele erst recht ein Grund, einen Bogen um diese zu machen. Andere Plätze werden zu Angsträumen durch als bedrohlich empfundene Personengruppen, die diese regelmäßig aufsuchen. Dazu zählen zum Beispiel Treffpunkte von Jugendlichen, an denen diese Alkohol konsumieren. Nicht zuletzt ist die Wahrnehmung eines öffentlichen Bereiches auch durch dessen Image in der Bevölkerung und in den Medien beeinflusst.

Inzwischen werden vielerorts aktiv Gegenmaßnahmen getroffen, um Angsträume zu beseitigen. So kann etwa mit besserer Beleuchtung und offen einsehbaren Räumen gegengesteuert werden. Auch Spiegel können eingesetzt werden, um versteckte Bereiche einsichtig zu machen, wie sie etwa in den KVB-Stationen Ebertplatz und Appellhofplatz eingesetzt werden.

Die Beseitigung von Vandalismusschäden und eine freundlichere Gestaltung können die Wahrnehmung ebenfalls positiv verändern – zum Beispiel, indem Wandschmierereien durch bezahlte Street Art übermalt werden. Die eingangs genannte S-Bahnstation Geldernstraße/Parkgürtel etwa soll für 400 000 Euro aufwändig umgestaltet werden. Das mag angesichts einer vermeintlich eingebildeten Gefahr übertrieben wirken, doch Angsträume stellen für viele Menschen einen realen Freiheitsverlust da, wenn sie nicht mehr wagen, diese zu betreten.

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Christopher Dröge

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