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John David Seidler (3.v.r.) mit den Spielerinnen und Crew-Mitgliedern im Filmforum
Frank Brenner

Königinnen der Herzen

01. Februar 2020

„Das Wunder von Taipeh“ im Filmforum – Foyer 02/20

Freitag, 31. Januar: Zum 22. Mal lädt die Kinogesellschaft Köln noch bis zum Sonntag in einer Woche zum Dokumentarfilmfestival „Stranger than Fiction“ in die Domstadt ein. An drei Spielstätten werden an den zehn Festivaltagen insgesamt neunzehn verschiedene Programme präsentiert, viele davon in Anwesenheit der FilmemacherInnen. Parallel dazu finden – wie auch schon in den Vorjahren – kleinere Ausgaben des Festivals in weiteren NRW-Städten statt, in Bochum, Brühl, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim und Münster. Auch auf dieser Tour können sich die ZuschauerInnen auf anregende Gespräche im Anschluss an die Filmvorführungen freuen. Zur Eröffnung am Freitagabend im Filmforum Köln konstatierte Projektleiter Joachim Kühn, dass „Das Wunder von Taipeh“ „wirklich sehr, sehr gut zum Festivalmotto“ passe. John David Seidlers Film sei ein exzellentes Beispiel dafür, dass das wahre Leben oftmals die spannendsten und ungewöhnlichsten Geschichten schreibe. Der Regisseur („Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte“) absolvierte mit der Köln-Premiere seines Films, der zuvor bereits sehr erfolgreich in Lünen und Hof präsentiert worden war, ein erstes Heimspiel, das ihn „aufgeregter als sonst“ gemacht habe. Zur Unterstützung hatte er zahlreiche Crewmitglieder des Films eingeladen – und auch zehn der ProtagonistInnen seines Films mit dabei.


John David Seidler beim Publikumsgespräch, Foto: Frank Brenner

Als Auslöser für seine Filmidee hatte John David Seidler tatsächlich „Das Wunder von Taipeh“ genommen, als die Frauenfußballmannschaft des SSG 09 Bergisch Gladbach als offizieller Vertreter der Bundesrepublik Deutschland 1981 an der ersten Fußballweltmeisterschaft der Frauen im taiwanesischen Taipeh teilnahm – und als Weltmeister wieder nach Hause zurückkehrte. „Jeder liebt es, wenn die Underdogs gewinnen“, resümierte Seidler die Motivation für seinen Film, dessen „Geschichte jedoch weit über den Fußball hinausstrahlt“. Denn Seidler setzt zeitlich schon viel früher an und erzählt eine Geschichte über die Bundesrepublik, über die Frauen und die über lange Zeit fragwürdige Einstellung des DFB zum Frauenfußball. Denn dieser war noch bis in die 1960er Jahre hinein offiziell verboten, nach der sexuellen Revolution dann von den alten, weißen Herren eher geduldet als gefördert. So gab es im Jahr 1981 auch noch keine Frauenfußballnationalmannschaft, weswegen man notgedrungen die Rekordmeisterinnen des Bergisch Gladbacher Vereins nach Asien schickte. Die damals zwischen 18 und 22 Jahre alten Spielerinnen unter Leitung der 32jährigen Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach schafften dennoch das Unglaubliche und standen nach dem zehntägigen Turnier am Ende als Weltmeisterinnen auf dem Treppchen.


Monika Steinmetz, Hannelore Geilen und Brigitte Klinz, Foto: Frank Brenner

Diesem Umstand wurde bei der „Stranger than Fiction“-Eröffnung mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations nach der Filmprojektion Tribut gezollt. Hannelore Geilen, die damalige Torwärterin, erzählte daraufhin im ausverkauften Filmforum: „1981 war die Anerkennung längst nicht so groß wie heute, deswegen war ich schnell begeistert von John David Seidlers Projekt. Teilweise hatte ich die anderen Damen seit 30 Jahren nicht mehr gesehen.“ Anne Trabant-Haarbach machte ihrer Enttäuschung Luft, dass der DFB diese Episode des deutschen Frauenfußballs bis heute verschweige, selbst die nach Taipeh gegründete und von Trabant-Haarbach betreute erste Frauennationalmannschaft sei aus den DFB-Annalen gestrichen, die den offiziellen Beginn des deutschen Frauenfußballs erst auf das Jahr 1989 datierten. Auch die Tatsache, dass die Weltmeisterin und neunmalige deutsche Meisterin Trabant-Haarbach als Trainerin und Spielführerin vom DFB 2011 nicht zur Eröffnung der Frauenfußballweltmeisterschaft in Berlin eingeladen wurde, habe diese „schwer verletzt“. Ein Stückweit wurde den Spielerinnen nun durch Seidlers Film die lange Jahre verwehrte Anerkennung wieder zurückgegeben. Die ehemalige Mittelfeldspielerin Petra Landers betonte, dass jeder dazu beitragen könne, den Frauenfußball zu fördern, indem er sich die Spiele ansehe. Die mitreißende Geschichte dieser Königinnen der Herzen startet auch offiziell in wenigen Wochen, am 27. Februar, bundesweit in den deutschen Kinos.


Anne Trabant-Haarbach (rechts, mit Manuela Kozany) berichtet, Foto: Frank Brenner
Frank Brenner

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