Es war ein gigantischer Sprung in der gut 50-jährigen Lebensspanne von Nicolas. In seiner Kindheit in Transsilvanien gab es keine Gasleitungen oder fließendes Wasser aus dem Hahn. Er hütete in den Ferien Schafe, machte auf dem Feld Heu oder erntete in den Ferien Kartoffeln. Auch in seinem Dorf ist die Zeit nicht stehen geblieben. Nicolas: „Heute gibt es Gas, Strom und Wasser. Nur politisch und wirtschaftlich ist es eine Katastrophe geblieben. Die Hoffnung auf ein besseres Leben stirbt gerade in der Jugend, die jungen Studenten wollen alle ins Ausland.“
In Köln lebt der „Karpaten-Coltrane“ – so bezeichnete ihn einstmals ein Journalist – in der Südstadt. Leicht ist es nicht, mit Jazzmusik sein Leben zu finanzieren. Er arbeitet seit Jahren an Musikschulen. Nicolas will, dass seine Musik gut ankommt: „Ich habe für mich herausgefunden, dass besonders Stücke die Leute gut erreichen, die sehr einfach, sehr direkt und sehr emotional sind.“ Das klingt nach den Menschen in seiner Heimat, denen der Saxophonist und Komponist nun melden darf, er habe den WDR Jazzpreis 2015 gewonnen. Was sagen die zu seiner beachtlichen internationalen Karriere? „Meine Familie ist immer noch sehr erstaunt, wie man mit einer solchen Musik weiterkommen und davon leben kann. Reich werde ich nicht damit, das war nie meine Absicht. Aber ich stehe auf diese Musik und ich denke, das ist das Beste, was ich machen kann.“
Seit er in Wien zum Studium landete, rückte der Wert und die Einzigartigkeit der Musik seiner Heimat in sein Bewusstsein und schlich sich in sein Werk. Auch dieser Rückgriff auf die eigenen Roots, ein authentisches Lebensthema, kam den Juroren des WDR preisverdächtig vor. Es ist wunderbar, dass ein so vielfältig interessierter und wacher Musiker wie Nicolas Simion, der ohne Paukenschläge wirkt, bedacht wurde.
Die Verleihung findet in diesem Jahr im Konzerthaus Dortmund statt und wird gleichzeitig in das WDR Jazzfest im Domicil eingebunden. Die Show mit den anderen musikalischen Preisträgern, dem Komponisten Tobias Wember – sein Werk spielt traditionell die WDR Big Band – und der Brühler Big Band „Curuba Jazzorchester“ wird von Professor Bop moderiert – hinter dieser Kunstfigur verbirgt sich Götz Alsmann, von seinen Fans liebevoll Götzi genannt.
WDR 3 Jazzfest | 28.1.-30.1. | Domicil, Dortmund | www.wdr3.de/musik/jazzbeiwdr3/jazzpreis160.html
Preisverleihung: WDR Big Band Köln | Fr 30.1. 20 Uhr | Konzerthaus Dortmund | 0231 22 69 62 00
www.nicolassimion.com
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