Dem Leitungsteam der Oper Köln dürften nach der gelungenen Pressekonferenz über die kommende Spielzeit 18/19 etliche Steine vom Herzen gefallen sein; die finale Feinarbeit am Programm ist sicher viel aufwändiger, als es sich der gemeine Musikfreund vorstellen kann. Dazu kam die personalintensive Produktion von Zimmermanns „Soldaten“ mit immerhin 28 Sängern und einem ganzen Tross stummer Akteure auf dem Bühnenrund – am Abend der PK war die dritte Aufführung angesetzt.
Die Intendantin Dr. Birgit Meyer hatte guten Grund, sich sehr entspannt über die vergangenen Erfolge zu freuen: sagenhafte 89% Auslastung, bei den modernen Opern gar 98%, zunehmend jüngere Besucher, 10% mehr Abonnenten. Die Kinderoper unter Brigitta Gillessen zeigt noch bessere Zahlen: Auslastung 97%. Die moderne Oper „Die Soldaten“ war bereits vor der Premiere ausverkauft, am Abend gab es lange Schlangen vor der Kasse in der Hoffnung auf nicht abgeholte Tickets. Ein toller Kunden-Service: Die Oper lässt kurz vor Beginn die vergeblich Anstehenden auf die nicht besetzten Plätze.
Von dem Vernehmen nach schwierigen Verhältnis von Birgit Meyer zu François-Xavier Roth war auf der PK jedenfalls nichts zu spüren, man strahlte sich an in offensichtlicher Harmonie. Ob da wohl schon was entschieden war bezüglich des GMD-Vertrages? Gemunkelt wurde von einer Option, dass Roth Chef beim Gürzenich-Orchester bleibt und in der Oper nur noch als Gast dirigiert. Für die Oper braucht es dann natürlich einen Chefdirigenten, der mehr Zeit hätte als er; käme da vielleicht der Ex-Essener-GMD Stefan Soltesz in Frage, der 16 Jahre das Haus geleitet, sich stets vehement mit den Kulturverantwortlichen der Stadt angelegt und nie ein Blatt vor den Mund genommen hatte? Das wäre eine Eigenschaft, die man in Köln bestens brauchen könnte.
Die „Neue Musik“ wird traditionell auch weiterhin in Köln Bestand haben – im September kommt „Mare Nostrum“ von Mauricio Kagel über die europäische Kolonialgeschichte (Pr. 29.9.). Die zweite Premiere dirigiert Roth selbst: „Salome“, sein erstes Dirigat einer Oper von Richard Strauss (Pr. 14.10.). Auch Brittens „Peter Grimes“ kommt endlich mal wieder auf die Kölner Bühne, unter Leitung des blendenden ersten Gastdirigenten des Gürzenich-Orchesters Nicholas Collon (Pr. 25.11.). Für die Fans der leichteren Muse gibt es Claudia Rohrbach als Wirtin „Im weißen Rößl“ mit satten 16 Vorstellungen (Pr. 9.12.) Auch die lyrische Oper „Rusalka“ von Dvořák dürfte ihre Fans erreichen (Pr. 10.3.) mit immerhin zehn Vorstellungen. Eine Übernahme aus Wien ist „La Scuola de‘ Gelosi“ – Salieri hat diese „Schule der Eifersucht“ komponiert, die Komödie dirigiert Rainer Mühlbach, der musikalische Chef des Opernstudios (Pr. 31.3.). Ein weiteres Werk aus der Neuzeit wird „Street Scene“ von Kurt Weill als Kölner Erstaufführung sein, eine Koproduktion mit Madrid und Monte Carlo (Pr. 28.4.).
Am Offenbach-Jahr 2019 zu Ehren des 200. Geburtstags des gebürtigen Kölners beteiligt sich natürlich auch die Oper Köln mit der Buffa-Oper „Die Großherzogin von Gerolstein“, dirigiert von Roth (Pr. 9.6.), und einer „Jubiläums-Offenbachiade“ von Christian von Götz mit Uraufführung im Juni 2019. Unter den Wiederaufnahmen stechen hervor „Turandot“, „La forza del destino“, „Fidelio“, „Tosca“ und das Erfolgsstück „My Fair Lady“. Nicht versäumen sollte man „Adam Schaf hat Angst“ von Eike Ecker in der Außenspielstätte, wo man kaum an Karten kam (ab 13.2.).
Auch die Kinderoper dürfte nach dem erfolgreichen „Rheingold“ erneut Schlagzeilen in der Opernszene mit „Die Walküre“ machen (Pr. 21.10.); weitere Premieren werden „Die Zauberflöte“ (25.5.) und „Toybox“ (9.2.), ein Tanzstück für Kinder sein. Zu Ehren von Offenbach wird auch „Hoffmanns Erzählungen“ wieder aufgenommen, das fantastische Stück von Kai Anne Schumacher (ab 6.1.). Alle Stücke sind speziell für Kinder konzipiert, aber auch für begleitende Eltern oder Oma sehr sehenswert.
Der Tanz soll nicht zu kurz kommen: Zu erleben sind drei Gastspiele aus Monte Carlo („Dark Matter“), Genf („Romeo et Juliette“) und die Koproduktion „Kreatur“ unter Sasha Waltz. Und natürlich gibt sich die Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg wieder die Ehre – wie kann es anders sein – mit „Offenbach“. Dazu die Rotkreuzgala schon im 40. Jahr, das traditionelle Weihnachtskonzert des Kölner Internationalen Opernstudios am 12.12. und als ewiges Highlight das traditionelle „Fest der schönen Stimmen“ mit herausragenden Kräften und der Verleihung des Offenbachpreises (Mai 2019). Der Oper Köln muss ein dickes Kompliment gemacht werden für einen ausgewogenen, spannenden und hochkarätigen Spielplan im „Provisorium Staatenhaus“, wo man inzwischen gut angekommen ist und wohl noch ein paar Jahre bleiben muss.
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