Draußen: Ist das Freiheit oder Ausgrenzung, bedrohliche Weite oder Rückzugsort? Wie sieht es umgekehrt drinnen aus? Ist man dort eingepfercht oder in Sicherheit? Das alles sind Fragen, die direkt oder indirekt in einer Performance behandelt werden, die die beiden Schauspielerinnen Leona Blank und Teresa Townsend zusammen mit zehn jungen Frauen zwischen 16 und 22 Jahren für ein Projekt des Comedia Theaters erarbeiten. Im Mittelpunkt steht der Versuch, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum zu skizzieren – und eine daraus entstandene Installation, die nun als Bühne dienen soll.
„Angefangen hat alles mit einem Rechercheprojekt in Köln-Mülheim, wo die Comedia mit der ,510‘ einen zweiten Theaterraum betreibt“, erklärt Regisseur Maximilian von Ulardt. „Dabei wollten wir herausfinden, wo sich Kinder und Jugendliche gerne aufhalten und was sie dort brauchen. Was ist ihnen bei der Wahl eines solchen Ortes wichtig? Und was fehlt?“ Ein Team von 10- bis 16-Jährigen hat die entsprechenden Informationen gesammelt, um dann eine Installation zu gestalten. „Besonders wichtig war dabei, dass ein Raum entstehen sollte, in dem sich die Kinder und Jugendlichen sicher fühlen“, sagt von Ulardt. „Vor allem sollte es ihr Raum sein, kein vorgegebener Spielplatz.“ So gestaltete das Team eine Installation, die am 31. März zumindest vorübergehend auf dem Gelände des Jugendzentrum.digital nahe der Zoobrücke aufgebaut wird. „Leider hat sich der Kontakt zu den Behörden als sehr mühsam erwiesen, so dass wir keinen festen Standort haben“, erzählt von Ulardt. „Die ersten Aufführungen Anfang April können im Jugendpark stattfinden; wie es im Mai weitergeht, wissen wir noch nicht. Wir hoffen, dann im Stadtpark spielen zu können.“
Die Performance war der finale Schritt der theatralen Stadtteilbefragung. „Die Antworten, die während der Recherche gegeben wurden, waren echt spannend und zum Teil auch erschreckend“, sagt von Ulardt. „Es gibt tatsächlich Unorte in Mülheim, wo sich Kinder und Jugendliche nicht sicher oder willkommen fühlen. Andererseits ist das Draußen für viele aber gleichbedeutend mit Freiheit.“ Draußen als Fluchtoption, Angstraum, Treffpunkt von Freunden und Großstadtdschungel mit ganz eigenen Gesetzen. „Von unseren Expertinnen und Experten wollte keiner auf die Bühne, und so haben wir eine Ausschreibung über die Kanäle der Comedia gemacht und ein junges Ensemble zusammengestellt, das total Bock hat, diese Einblicke performativ umzusetzen.“ Man darf gespannt sein.
Draußen | Jugendzentrum.digital / Jugendpark Köln-Mülheim | 5. (P), 6.4. je 16 Uhr, 8.-10.4. je 11 Uhr | weitere Orte (werden noch bekannt gegeben) | 7.-11.5., 21.-25.5. | Eintritt frei | www.comedia-koeln.de
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