„Wir müssen miteinander sprechen.“ Ein universeller Grundsatz, wenngleich mit Hindernissen – zumindest dann, wenn sich Kommunikation nur auf Laute beschränkt. Denn die versteht nicht jede:r. So sind gehörlose Menschen im unmittelbaren Austausch auf ein Gegenüber angewiesen, das der Gebärdensprache zumindest ansatzweise mächtig ist.
Was in der gesellschaftlichen Realisierung noch größtenteils Theorie ist, überträgt die Comedia im Rahmen der Premiere von Jules Vernes Abenteuer „In 80 Tagen um die Welt“ in die Praxis: Ein abendfüllendes Werk aus nichthörender Perspektive. Darin bedienen sich Theaterpädagogin Hanna Westerboer, Gehörlosentrainer Tomata Pufhan und Regisseurin Stephanie Mündel-Möhr sowie das Ensemble aus Rafael-Evitan Grumbelka, Adriane Große und Diana Margolina eines leicht verständlichen visuellen und auditiven Konzepts. Im Zentrum steht die Körpersprache. Die vorzüglichen Akteur:innen setzen damit auf der Bühne Geschichten um, die sich frei im Raum entwickeln können. Auf einer Leinwand werden zudem geschriebene Sequenzen eingeblendet. Parallel dazu unterstützt Lautsprache die Gebärden. In einer wohlstrukturierten Dramaturgie behält das Publikum jederzeit den Überblick und mag sich wundern, warum es auch im Theater noch überwiegend zur Trennung zwischen hörenden und nichthörenden Menschen kommt. Mit der Einbindung des Sujets als faktische Diskriminierung gehörloser Personen gelingt dem Team ein deutliches Ausrufezeichen in einer nicht inklusiven Welt. Die Standing-Ovations nach der Premiere im ausverkauften Saal zeugen von einem sehens- und hörenswerten Stück.
In 80 Tagen um die Welt | 19., 20., 21., 22.3. 11 Uhr | Comedia Köln | 0221 88 87 72 22
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