Sie nennt sich Nahkampf-Entertainerin, schreibt leichtfüßige Komödien, komponiert, singt und spielt wie eine neugeborene Amsel, die bereits fliegen kann und ist überdies ein ideengeschwängertes Energiebündel: Betty LaMinga heißt die selbst ernannte Retterin des deutschen Volksliedes im Motown Stil – oder besser im Motown-Soul. Zusammen mit dem Pianisten Andreas „Der Hirsch“ Hirschmann und Martell „Der Hammer“ Beigang an den Drums entblättert sie das – zu Recht – in Verruf geratene „German Liedgut“ von aller miefigen bzw. heimatseligen Tümlei. Und siehe da: Zum Vorschein kommen flotte Arrangements, erfrischend und belebend die denkwürdigen Texte wie „Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten?/ Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten / Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen / es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!“ Daneben gibt es Video-Einspieler und interaktive Maßnahmen wie zum Beispiel ein Volkslieder-Quiz (Frage: Wer ist die Braut in „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“? – die Antwort wird hier nicht verraten) oder einem Kanon-Workshop. Die Samstagabend Unterhaltungsshow ist zurück… jawohl, an einem Donnerstag!
Sie war acht Jahre lang Ensemble-Mitglied des Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“ und hat sich anschließend um das Vermehren – und damit ums Überleben – der Deutschen verdient gemacht: Niki Ankenbrand kennt sich im Showbiz aus, stand auf diversen Musical-Bühnen und hat ihre komischen Seiten auf der Kabarettbühne ausgelebt. Jetzt kümmert sie sich um den blinden Fleck im Gefühlshaushalt der Deutschen und stellt fest: Der Deutsche ist zu doof zum Fühlen. Er – der Deutsche – fühlt sich überlegen, wo er unterlegen ist, fühlt sich unsicher, wo er sicher ist, sicher, wo er unsicher ist und versinkt in tiefer Melancholie, wo er jeden Grund zu ausgeflippter Freude hätte. Sogar der Tod macht sich bei ihrem Anblick lieber aus dem Staub. Das gilt aber nicht für ihren Klavierbegleiter Jörg Siebenhaar.
In seiner Wahlheimat Berlin gleichen die Karten für seine Veranstaltungen einem Lotto-Gewinn, so begehrt sind sie – im Rheinland stehen die Chancen besser. Gleich zu Beginn seines Solo-Programms „Der Kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex“ würgt der unter anderem als Gastgeber der WDR5-Vorleser-Sendung bekannte Horst Evers alle drängenden Fragen nach dem tieferen Sinn des Titels ab: „Das ist privat, da möchte ich nicht drüber reden.“ – Zu erzählen hat der Mann im gleichwohl eine Menge. Zum Beispiel über verantwortungsbewusste Dialoge („Ein gelungener Abend braucht keine zwei Meinungen“) und die Kontrollmechanismen bei VW, der Bahn und Ordnungshütern, die in falschen Körpern stecken. Hört sich verwegen an – und ist es auch. Als Steffi, die schöne Knöllchen-Frau, ihren Block wegsteckt, ist das Verfahren gegen den Verkehrssünder noch lange nicht beendet, weil dieser sich seine despektierlichen Zwischenbemerkungen nicht verkneifen kann.
Man müsse die Leute nur am Staunen halten, so Evers. Das schafft er denn auch regelmäßig. Schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
Betty LaMinga | Do 9.3., Do 20.4. 20.30 Uhr | Heimspiel, Zülpicher Str. 10 | 0221 200 43 73
Niki Ankenbrand | Fr 3.3. 20 Uhr | Bürgerhaus Stollwerck | 0221 991 10 80
Horst Evers | Do 8.3. 20 Uhr | Comedia | 0221 888 77 222
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